Porth, Gisela, |
Die Tochter eines Malermeisters besuchte 1930–38 die Güsener Volksschule und arbeitete nach den Pflichtjahren 1941–45 in der Altmark zeitweilig im elterlichen Geschäft. Das dörfliche Milieu, der Umgang mit den Bauern und Handwerkern weckten in ihr das Interesse für die traditionelle Volkskultur. Der erfolgreiche Abschluß einer Lehre 1946–49 in einer privaten kunstgewerblichen Lehrwerkstatt in Tucheim als Facharbeiterin für textiles Kunstgewerbe befähigte sie, von 1950 bis 1954 eine Lehrtätigkeit im Handarbeitsunterricht in einigen Volksschulen im Kreis Genthin durchzuführen. Während ihrer Tätigkeit im Museum Burg von 1951 bis zur Auflösung des Museum 1972 (mit Unterbrechung 1957–70) engagierte sie sich auf verschiedenen Fachgebieten und leitete zeitweilig das Museum. Sie arbeitete dann von 1972 bis 1984 als Bibliothekstechnikerin in Burg. Als Museumsmitarbeiterin und Leiterin der Kreiskommission/Forschungsstelle “Volkskunde” in Burg widmete sie sich vor allem der Erfassung und Dokumentation der ländlichen Volkstracht im Jerichower Land bzw. im Elbe- Havel-Winkel, wobei ihr der Volkskundler und Trachtenforscher Alfred Fiedler (Leipzig) als Mentor zur Seite stand. Hauptaspekt dieses Folkloreprojektes zur Traditionspflege, das von der Volkskunstbewegung inszeniert und fachlich von Volkskundlern betreut wurde, war, Originaltrachten zu entdecken, um sie als Vorlagen für Nachbildungen der Fest- und Bühnenkleidung der Volkskunstgruppen zu verwenden. Zahlreiche Tanz- und Gesangsgruppen waren in den 1950er und 60er Jahren bemüht, in geschmackvollen, regionalhistorisch authentischen Volkstrachtenkostümen aufzutreten. Reste dieser ländlichen Kleiderkultur konnte P. für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts im Untersuchungsgebiet nachweisen. Sie recherchierte und sammelte in Dörfern bzw. Städten vor allem der damaligen Kreise Burg, Genthin und Loburg, wie in Altengrabow, Bücknitz, Drewitz, Gladau, Glienecke, Görzke, Güsen, Hohenseeden, Hohenziatz, Krüssau, Magdeburgerforth, Paplitz, Parey, Reesen, Rietzel, Rogäsen, Steinberg, Schopsdorf, Schönhausen, Tucheim, Wahlitz, Wenzlow, Wollin, Zepernick, Ziesar und Zitz. Ihre Forschungs- und Sammlungsergebnisse konnte sie nicht mehr wissenschaftlich bearbeiten und umfangreich veröffentlichen, da das Burger Museum aufgelöst wurde. P.s Trachten- und volkskundliche Forschungen beschränkten sich auf Teilpublikationen in Zeitschriften und in der Tageszeitung sowie in Ausstellungen. Die Trachtensammlung des Burger Museums befindet sich seit 1973 im Kreismuseum Genthin, darunter eine besonders frühe Tracht der Anna Sophie Lindstaedt, geb. Schäfer, geb. 1838 in Schönhausen. Die Volkskundlerin Antonia Beran bearbeitete die Sammlung und integrierte sie in eine Ausstellung, zu der 1995 ein Katalog erschien.
Werke: Trachten, Sitten und Gebräuche der engeren Heimat, in: Volksstimme Burg, März 1954; Die Trachten zwischen Elbe und Havel, in: Volkskunst. Monatsschrift für das künstlerische Volksschaffen, Nr. 11, 1955, 18f.; Vor 100 Jahren Heimattracht – heute Tanzkostüm, in: Unser Elb-Havel-Land, Heimath. für die Kreise Burg, Genthin, Havelberg und Loburg, 1956, 4f.; Der Warprock war bei den Frauen begehrt. Die Tracht in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Jerichower Land, in: Volksstimme, Burger Rundschau vom 23.04.1994, 13.
Literatur: Antonia Beran, Die Volkstracht im Jerichower Land, 1995.
Bildquelle: *Sammlung Katharina Kreschel, Brandenburg (privat): G. W. in der Elb-Havel-Tracht, 1955.
Katharina Kreschel
letzte Änderung: 03.03.2005