Kuhr, Wilhelm
geb. 09.08.1865 Werden, Kreis Heydekrug/Ostpreußen,
gest. 23.12.1914 bei Lodz (gefallen),
Kommunalpolitiker, Bürgermeister der Stadt Burg.

K. studierte in Berlin Jura und Nationalökonomie und bekam mit besten Empfehlungen eine Anstellung als Assessor bei der Burger Stadtverwaltung. Bereits nach einem Jahr wurde er 1897 zum Beigeordneten des Magistrats und zum zweiten Bürgermeister von Burg gewählt. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte die Verbesserung der bestehenden und die Neuanlage städtischer Grünflächen sowie die Neupflanzung von Bäumen in der Stadt. Schon beim Amtsantritt beauftragten die damaligen Stadtverordneten den tatkräftigen jungen Beamten mit der Planung und Realisierung städtischer Wasser- und Kanalisationsleitungen, die im Jahre 1902 vollendet wurden. Noch als zweiter Bürgermeister setzte sich K. für die Verlegung des neu aufgestellten Feldartillerie-Regiments Nr. 40 nach Burg als Standort ein, wo in der heutigen August-Bebel-Straße die für damalige Verhältnisse großzügig angelegte Kaserne auf Stadtkosten errichtet wurde. Als der erste Bürgermeister Ferdinand Krupsi in den Ruhestand trat, rückte am 10.06.1899 K. an die Spitze der Stadtverwaltung. Das Hauptanliegen des Bürgermeisters galt vor allem einem guten Verhältnis zur Einwohnerschaft seiner Stadt. In einer seiner ersten amtlichen Anweisungen sprach er sich für den uneingeschränkten Zutritt für alle Bürger zu seinem Dienstzimmer im Rathaus aus. Zu seinen Verdiensten gehörten die Verbesserung des Schulwesens (z. B. erfolgten der Neubau der Mädchen-Volksschule und die Erweiterung des Lyzeums), der Armenfürsorge, die Reorganisation des Polizeiwesens und der Bau des Schlachthofes. Nach zehn Jahren Dienstzeit schied K. auf eigenen Wunsch am 31.07.1906 aus seinem Amt und folgte einem Ruf aus Pankow, die dortige Stelle des Bürgermeisters zu besetzen. Beim Ausbruch des I. Weltkrieges meldete sich der Reserveoffizier freiwillig zum Heer. An der Spitze seiner Kompanie fiel Hauptmann K. an der Ostfront.

Literatur: Gerhard Mittendorf, Sein Dienstzimmer stand allen Einwohnern offen, in: Volksstimme, Burger Rundschau vom 05.02.1997 (*B); Sammlung Axel Thiem, Burg (privat).

Axel Thiem