Petzall, Eugen
geb. 24.05.1872 Preuß. Eylau/Ostpreußen,
gest. 23.08.1942 Amsterdam,
Kaufmann, Repräsentant der jüdischen Gemeinde.

P. schloß das Gymnasium mit der Reifeprüfung ab und zog 1890 nach Magdeburg. Hier trat er in die 1885 gegründete Firma Siegfried Cohn, Manufaktur- Leinen- und Baumwollwarengeschäft am Breiten Weg 58 ein, übernahm nach dem Tod des Inhabers Mitte 1903 im Januar 1904 das Geschäft, erweiterte es ständig und baute es zu einem der größten Textilhäuser der Provinz Sachsen aus. 1931 zog er sich nach der von ihm seit 1929 eingeleiteten Vereinigung der Firma Cohn mit der Berliner Firma Hermann Tietz, dem größten privaten Warenhauskonzern Europas, ins Privatleben zurück. Das Magdeburger Geschäft firmierte weiter unter dem bisherigen Namen und wurde vom ältesten Sohn, Erich P., geleitet. P. lebte bis 1938 in Magdeburg und emigrierte in der Folgezeit nach Amsterdam. Er stand lange Jahre im öffentlichen Leben der Stadt Magdeburg und erwarb sich große Verdienste auf wirtschaftlichem und kommunalpolitischem Gebiet. 1912 in die Stadtverordnetenversammlung gewählt und 1919 zum unbesoldeten Stadtrat berufen, stellte er seine reichen Erfahrungen in den Dienst der Kommune. Seine vielseitigen Kenntnisse auf wirtschaftlichem Sektor wandte er als Vorsitzender des Verbandes der Magdeburger Textilwarengeschäfte an und widmete sich im Ältesten-Kollegium der Kaufmannschaft und als Mitglied der Industrie- und Handelskammer Magdeburg seit 1920 der Entwicklung der Magdeburger Wirtschaft. 1917 erfolgte seine Berufung in den Beirat der Reichsbekleidungsstelle. Darüber hinaus leistete P. als Vorsitzender des Verkehrsvereins und als Dezernent der städtischen Theater viele gemeinnützige Dienste. Bereits 1915 in den Vorstand der Synagogen-Gemeinde gewählt, setzte er sich jahrelang als stellvertretender Vorsitzender und ab Januar 1933 als Vorsitzender unermüdlich für die Belange der jüdischen Gemeinschaft und die Unterstützung der Bedürftigen ein.

Literatur: Magdeburgische Zeitung vom 04.06.1931, 1. Beilage, 5 (B). 

Archivalien: Archiv der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg

Ildikó Leubauer