Allendorff, Otto Moritz
geb. 20.02.1841 Schönebeck,
gest. 19.09.1912 Groß Salze,
Fabrikbesitzer, Domänenpächter, Geheimer Kommerzienrat.

A. übernahm 1870 zusammen mit seinem Bruder Paul A. (1838–1901), Oberleutnant a.D. und Stadtrat, die von seinem Großvater Ludwig August Wilhelm A. 1810 in Schönebeck gegründete und von seinem Vater Wilhelm und dessen Bruder August A. weitergeführte Brauerei, die er 1872 als Kaiserbrauerei (aus Anlaß der Reichsgründung) in einen Neubau auf das Gelände am Hummelberg verlagerte. Sie war eine der größten Brauereien in der Provinz Sachsen. Auch ließ er eine Dampfziegelei und eine Zichoriendarre in Schönebeck und Zuckerfabriken in Groß Salze, Gottesgnaden, Groß Paschleben und Klepzig bei Köthen errichten. Um 1900 erbaute er einen neuen Gutshof an der Magdeburger Straße. Mit dem Landwirtschaftsbetrieb bewirtschaftete er in den Kreisen Calbe und Köthen rund 1.100 ha eigenes Land und über 1.700 ha Pachtland. 1904 gründete er in Schönebeck unter altem Familiennamen die Sprengstoff- und Patronenfabrik  August & Wilhelm Allendorff. 1893 richtete er in Groß Salze eine Kinderbewahranstalt ein. Schon vor 1905 hatte A. Stiftungen von insgesamt 500.000 Reichsmark geschaffen, die an die Waisenhäuser in Schönebeck und Groß Salze, die Kinderbewahranstalt in Groß Salze, die Kaiserin-Augusta-Heilanstalt Groß Salze sowie an die Kirchen in Groß Salze, Schönebeck und Frohse nach spätestens 15 Jahren bei vierprozentiger Verzinsung gehen sollten, wovon allerdings während der Inflation 1923 viel verloren ging (1946 erlosch die Stiftung nach der Enteignung). Er entwickelte die Firma in seiner Vielseitigkeit zu einem der bedeutendsten Unternehmen im Landkreis Calbe. A., Ritter hoher Orden, war seit 1889 Vorstandsmitglied und von 1895 bis 1901 Präsident der Handelskammer Halberstadt, Vorsitzender des Kaufmännischen Vereins sowie Stadtrat in Groß Salze.

Literatur: Alfred Köhler, Chronik der Firma A. Schönebeck, Ms. 1946; Sabine Ullrich (Bearb.), Industriearchitektur in Magdeburg. Brauereien, Mühlen, Zucker- und Zichorienindustrie, 2003, 95-97.

Hans-Joachim Geffert

letzte Änderung: 09.01.04