Scharnetzky, Hermann Bruno
geb. 09.11.1888 Altenplathow bei Genthin,
gest. 01.12.1956 Genthin,
Bauarbeiter, Politiker.

S. entstammte einer Schifferfamilie, erlernte nach dem Besuch der Altenplathower Volksschule den Beruf eines Maurers und war danach bis zu seiner Einberufung in den Militärdienst 1914 als Bauarbeiter in Nordrhein-Westfalen und in Sachsen tätig. S. hatte schon früh Verbindung zur Gewerkschaft und zur Sozialistischen Arbeiterpartei, der er 1907 beitrat und in deren linken Flügel er sich positionierte. Sein aktives politisches Wirken als Partei- und Gewerkschaftsführer begann S. nach der Rückkehr in den Heimatort Genthin, wo er 1918 heiratete, 1919 von der USPD in die KPD wechselte und ein Jahr später bis 1931 Vorsitzender der KPD-Ortsgruppe Genthin war. Gleichzeitig gehörte er ab 1925 der Roten Hilfe Deutschlands, Ortsgruppe Genthin, an, fungierte 1924–30 als Vorsitzender des Baugewerkschaftsverbandes Jerichow II und danach als Leiter der Revolutionären Gewerkschaftsopposition, deren Mitbegründer er war. Außerdem war S. ab 1923 Fraktionsmitglied im Genthiner Stadtparlament, saß seit 1929 als einziger Abgeordneter seiner Partei im Kreistag Jerichow II (Genthin) und wirkte ab 1931 im Vorstand des Kampfbundes gegen den Faschismus mit. In seinen Führungspositionen und als Kontaktmann zur KPD-Bezirksleitung prägte S. die Entwicklung und das politische Wirken der KPD in der Genthiner Region während der Weimarer Republik entscheidend mit. Sein politisches Engagement für die sozial Schwachen machten S. zu einem populären linksradikalen Parlamentarier und oppositionellen Gewerkschaftsfunktionär im Kreis Jerichow II. So brachte S. in Folge der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise (1929–33) auf dem Genthiner Kreistag am 27.06.1932 als einziger Abgeordneter einen Antrag gegen die Einführung der Notverordnungen der Reichsregierung ein und trat gegen die antiparlamentarische Rechtsentwicklung in der Region auf. S. gehörte mit Wilhelm Schulze zu jenem KPD / SPD-Flügel, der mit seiner pragmatischen Bündnispolitik einen Anteil am Zustandekommen einer zeitweilig bestehenden Einheitsfrontbewegung zwischen KPD und SPD im Sommer 1932 hatte. Als führender  KPD-Funktionär war S. 1933 und 1934 von den Nationalsozialisten kurzzeitig inhaftiert und beteiligte sich nach 1945 mit der Ausübung verschiedener Funktionen bis 1950 aktiv an der antifaschistischen Umgestaltung im Kreis Jerichow II (Genthin).

Literatur: Sammlung Klaus Börner, Genthin (privat); Familienunterlagen Rosemarie Prescher, Genthin (privat).

Bildquelle: *Sammlung Klaus Börner, Genthin (privat).

Klaus Börner