Vangerow, Wilhelm Gottlieb von (seit 1798), Dr. phil.
geb. 04.07.1745 Stettin,
gest. 06.10.1816 Magdeburg,
Jurist, Verwaltungsbeamter, Kunstförderer, Pädagoge,
Regierungspräsident, Geheimer Justizrat.

Um in den preußischen Staatsdienst zu gelangen, studierte V. an der Universität Halle Rechtswissenschaften. 1766 war er als Referendar beim Kammergericht in Berlin tätig, kam aber bereits 1770 als Regierungsrat an die Kriegs- und Domänenkammer nach Magdeburg. Diese Einrichtungen waren in Preußen Träger der allgemein inneren Verwaltung und wurden später im Zuge der preußischen Reformen und der Neugliederung des Staates nach 1815 von den “Regierungen” auf der Basis von Regierungsbezirken abgelöst. Die nicht genau geregelten Zuständigkeiten der Kammern brachten es mit sich, daß V. im Laufe seiner Tätigkeit in Magdeburg noch andere Aufgaben erhielt und dazu gehörige Titel und Amtsbezeichnungen trug. 1781 wurde V. Oberlandesgerichts-Präsident in Magdeburg. Seit 1791 war er Pupillenrat (Obervormundschaftsbehörde), Konsistorialrat sowie Direktor des Magdeburgischen Almosenkollegiums. V. erwarb sich in seiner Tätigkeit Verdienste nicht nur im Schulwesen, sondern auch in der Armenpflege. Auf V. geht 1787 die Gründung einer Erwerbsschule zurück, die die Grundlage der späteren Kunstgewerbe- und Handwerkerschule bildete. Er stiftete 1786 eine freiwillige Arbeitsanstalt in Magdeburg. Zur Armenpflege wie auch zum Schulwesen hat er Publikationen verfaßt (s.u.). 1797 erhielt V. an der Kriegs- und Domänenkammer in Magdeburg die Stellung und den Titel eines preußischen Regierungspräsidenten. Zu den umfangreichen Tätigkeiten V.s gehörte die Mitgliedschaft in der Literarischen Gesellschaft und die Redaktion der Magdeburgischen gemeinnützigen Blätter (1789–90). Er war eine wichtige Persönlichkeit für das literarische Leben und das Kulturleben seiner Zeit in Magdeburg.

Werke: Ueber die Erlernung der Landesgesetze in den Volksschulen, 1789; Geschichte und Verfassung des Armen-, Waisen- und Krankenhauses und der damit verbundenen Armenanstalten in Magdeburg, 1793; Ueber die Erwerbsschule in Magdeburg. Zum Andenken ihrer 25jährigen Stiftungsfeier am 01. November 1812. Zum Besten der Anstalt, 1812; Entwurf zur Vervollständigung der Einrichtung des Armenwesens im Allgemeinen und in besonderer Beziehung auf die Stadt Magdeburg und deren Vorstädte, 1818.

Literatur: Christoph Weidlich, Biographische Nachrichten von jetztlebenden Rechtsgelehrten in Deutschland, Bd. 2, 1781; Oppermann, Das Armen-Wesen und die milden Stiftungen in Magdeburg, 1821; Fs. des Lehrerverbandes der Provinz Sachsen, 1908; Norbert Eisold, Die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg 1793–1963, Kat. Magdeburg 1993 (B).

Bildquelle: *KHM Magdeburg.

Mathias Tullner