Landsberg, Otto, Prof. Dr.
geb. 29.05.1865 Breslau,
gest. 1942 Leicester (Großbritannien),
Statistiker, Kommunalpolitiker.

L. studierte nach dem Abitur Mathematik, promovierte 1889 an der Universität Breslau und belegte zur Fortbildung an der Universität Berlin Vorlesungen zur Nationalökonomie und Statistik. 1893 trat L. als Volontär und später als wissenschaftliche Hilfskraft in das Statistische Amt Berlin ein. L. arbeitete seit 1897 in der Landesversicherungs- und Ersparnisbank Stuttgart und seit 1900 als Direktor des Statistischen Amtes der Stadt Elberfeld. 1903 wählten ihn die Stadtverordneten Magdeburgs zum Direktor des Statistischen Amtes, das er mit Beginn des Jahres 1904 übernahm. Die alljährlich publizierten statistischen Berichte der Stadt Magdeburg fanden in Fachkreisen allgemein Anerkennung. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde L. 1906 der Titel eines Professors verliehen. Seine unangefochtene Fachkompetenz verschaffte ihm in der Stadtverwaltung Anerkennung und Respekt. Bereits 1908 legte er eine Denkschrift zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vor. Während des I. Weltkrieges organisierte seine Behörde die Lebensmittelversorgung. 1917 zum besoldeten Stadtrat gewählt, konnte L. sein soziales Engagement noch mehr entfalten. 1919 verfaßte er Richtlinien für die Erwerbslosenunterstützung. Auch auf anderen kommunalen Gebieten war er mit Erfolg tätig. Er sicherte der Stadt den ausschlaggebenden Einfluß auf das Straßenbahnwesen und widmete sich der Modernisierung und Erweiterung kommunaler Versorgungseinrichtungen (Gas- und Elektrizitätswerk). Auch das Ausstellungswesen besaß in ihm einen Förderer. Im Oktober 1927 wurde L. 2. Bürgermeister und übernahm damit das Dezernat für Finanzwesen. In schwerer Zeit vertrat er als Kämmerer die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Stadtverwaltung gegen die politischen Angriffe von rechts und links und setzte diese durch. Seine herausragende Leistung lag in der statistischen Arbeit, die für andere deutsche Großstädte Maßstäbe gesetzt hat. Als ein Mann mit seinen Fähigkeiten und seiner Standhaftigkeit im Magistrat mehr denn je vonnöten war, mußte er aus Altersgründen im Oktober 1930 ausscheiden. L. emigrierte später nach England.

Werke: Die Betriebe der Stadt Magdeburg, in: Carl Johannes Fuchs (Hg.), Gemeindebetriebe. Neuere Versuche und Erfahrungen über Ausdehnung der kommunalen Tätigkeit in Deutschland und im Ausland, Bd. 2, Tl. 3, 1909, 1–66 (Repr. 1990); Einzelfragen der Finanzpolitik der Gemeinden, in: Gemeindefinanzen, Bd. 2, Tl. 1, 1910 (Repr. 1990); Beitraege zur Statistik der Kindersterblichkeit in der Provinz Sachsen in den Jahren 1910 und 1911, 1912.

Archivalien: StadtA Magdeburg: Archivalien und Dokumente.

Bildquelle: *Archiv der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg.

Manfred Wille