Eggert, Georg Peter Hermann |
E. war Sohn des Burger Zimmermeisters und Bauunternehmers Friedrich Wilhelm E., seine Ausbildung erfolgte auf der Bauakademie in Berlin und beim Bau der Nationalgalerie unter Johann Heinrich Storck. Schon als junger Architekt gewann er Preise in den Wettbewerben für den Berliner Dom und für das Niederwalddenkmal. 1874 baute E. in Burg das Viktoria- Gymnasium unter Verwendung von Stilelementen des Klassizismus und der Romanik. Im selben Jahr unternahm er in amtlichem Auftrage mit dem Archäologen Gustav Hirschfeld eine wissenschaftliche Reise nach Kleinasien. Er ließ sich 1875 in Straßburg nieder, wo er die Ausführung der Neubauten der Universität leitete. So schuf er die chirurgische Klinik und das astronomische, physikalische, chemische und botanische Institut. Darauf ging E. als Redakteur des Zentralblattes der Bauverwaltung nach Berlin und war später in Wiesbaden tätig. Zu weiteren großen Bauaufgaben gehörte u. a. 1883–89 der Kaiserpalast in Straßburg. Fast gleichzeitig schuf E. sein Hauptwerk, den Frankfurter Hauptbahnhof (1883–88), in dem Caroll Meeks den “bedeutendsten Bahnhof des späten 19. Jahrhunderts” sah. 1889 wurde E. an das Ministerium der öffentlichen Arbeiten Berlin berufen, wo er neun Jahre auf dem Gebiet des Kirchenbaus tätig war. Der Bau der Tierärztlichen Hochschule in Hannover wurde nach seinen Plänen 1898 vollendet. Ab 1898 widmete sich der Architekt, der den Staatsdienst quittiert hatte, der Erbauung des Hannoverschen Rathauses nach seinem Entwurf. Am 11.05.1901 lud man zum ersten Spatenstich ein, und bereits 1907 konnten die ersten Büros bezogen werden. Die Bauhülle des Rathauses entstand im Stil des Historismus. Zu ernsthaften Auseinandersetzungen kam es bei der weiteren Innengestaltung des Rathauses. Die Baukommission forderte E. auf, diese Gestaltung in den Formen des Jugendstils zu entwerfen. E. verschloß sich jedoch diesem Anliegen und legte zwei Jahre Entwürfe vor, die dem Historismus der 1890er Jahre entsprachen. Der Ausschuß lehnte diese als veraltet ab. Der Magistrat von Hannover beschloß deshalb im Herbst 1909 die Auflösung des Vertragsverhältnisses. E. wurde mit einer sehr hohen Summe abgefunden. Er lebte fortan bis zu seinem Tode in Weimar. E. war Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und des Bauwesens in Berlin.
Werke: Die Concurrenz für Entwürfe zum Reichstagsgebäude besprochen, 1882; Kaiser Wilhelms-Universität Straßburg (2 Bde) 1884–1888; Hochschulen, zugehörige und verwandte Institute, in: Eduard Schmitt/Josef Durm (Hg.), Hdb. der Architektur, Tl. 4, Halbbd. 6, H. 2a, 1888, 21905.
Literatur: Thieme/Becker 10, 378f.; Karl Demmel, Gelehrtenköpfe aus dem Kreis Jerichow I, in: Jerichower Land und Leute, Nr. 2, 1932, 4; Charlotte Kranz-Michaelis, Zur deutschen Rathausarchitektur des Kaiserreichs. Das neue Rathaus von Hannover, 1973, 39f., 131f.; Wolfgang Steinweg, Das Rathaus Hannover, 1997, 10–13.
Paul Nüchterlein