Flottwell, Heinrich Eduard
von (seit 1861) |
Nach dem Abitur in Tilsit studierte F. an der Königsberger Universität Rechtswissenschaften. Hier begeisterte er sich für den Philosophen Immanuel Kant. In Ostpreußen war F. im Justizdienst tätig und trat unter dem Einfluß des Oberpräsidenten Theodor von Schön 1812 als Regierungsrat und Oberlandesgerichtsrat in Gumbinnen in den Verwaltungsdienst ein. Er erfüllte hier und an anderen Orten verschiedene Aufgaben innerhalb der preußischen Regierungstätigkeit und wurde 1825 Regierungspräsident in Marienwerder. Nach Ausbruch der polnischen Revolution von 1830 wurde F. zum Oberpräsidenten der bedrohten Provinz Posen ernannt, die einen starken polnischen Bevölkerungsanteil hatte. Nach zehnjährigem Wirken erfolgte 1840 die Ernennung F.s zum Oberpräsidenten der Provinz Sachsen und gleichzeitig zum Regierungspräsidenten in Magdeburg. In der Provinz Sachsen, wo er bis 1844 im Amt war, erwarb er sich Verdienste bei der Wirtschaftsförderung, besonders bei der Förderung der Landwirtschaft. 1844 wurde F. Ehrenbürger der Stadt Magdeburg. Im gleichen Jahr wurde F. zum Staats- und Finanzminister berufen. Nach zwei Jahren schied er aus dem Ministeramt. Er war danach Oberpräsident der Provinz Westfalen. Als im Ergebnis der Revolution von 1848 die Deutsche Nationalversammlung in Frankfurt/Main gewählt wurde, war F. einer der wenigen konservativen Abgeordneten. Das Mandat hatte er im Wahlkreis Oschersleben in der Magdeburger Börde erhalten. In der folgenden Zeit bekleidete F. verschiedene hohe Ämter in Preußen und wurde 1850 Oberpräsident der Provinz Brandenburg. Zeitweilig war er auch Innenminister (1858/59) in Preußen. Anläßlich der Krönung König Wilhelms in Königsberg wurde F. in den Adelsstand erhoben.
Werke: Allerhöchster Zuruf an die Einwohner des Großherzogtums Posen, 1841.
Literatur: ADB 8, 280–283; NDB 5, 257f.; Manfred Laubert, E. v.F. Ein Abriß seines Lebens, 1919 (*B); Klaus Schwabe (Hg.), Die preußischen Oberpräsidenten 1815–1945, 1985, 283f.; Stefan Karnop/Lars-Henrik Rode/Mathias Tullner, Der Regierungsbezirk Magdeburg und seine Geschichte, 1998, 84 (B); Heinrich Best/Wilhelm Weege, Biographisches Hdb. der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, 21998, 141f.
Mathias Tullner
letzte Änderung: 19.08.2004