Blell, Eduard, Dr. phil.
geb. 27.03.1877 Magdeburg,
gest. 13.09.1948 Magdeburg,
Apotheker, Unternehmer.

B. stammte aus einer angesehenen Apothekerfamilie. Sein Vater, Carl B. (1840–1920), aus Berlin kommend, kaufte nach seinem pharmazeutischen Staatsexamen (1866) zunächst die Löwen-Apotheke in Magdeburg und zehn Jahre später die 1377 gegründete Rats-Apotheke am Alten Markt, die er 1883 an den Scharnhorstplatz/Breiter Weg 261 verlegte. Carl B. wurde sofort nach dem Erwerb der Löwen-Apotheke Mitglied der Magdeburger Apotheker-Konferenz und “als einer der Eifrigsten” folgerichtig 1906 zu deren Ehrenmitglied ernannt. Er war weiterhin auch als Vorsitzender der Apothekerkammer der Provinz tätig. Eduard B. war zunächst Apotheker-Praktikant in der Alten Apotheke in Magdeburg-Sudenburg. Nach dem Vorexamen arbeitete er als Apotheker-Assistent in Frankfurt/Main, Genf, Mentone und Hannover. An der Universität Leipzig studierte B. Pharmazie, legte 1903 das pharmazeutische Staatsexamen ab und promovierte nach weiteren Studien in Berlin und Bern 1906. Er übernahm 1907 die väterliche Apotheke, die er bis zu ihrer Zerstörung im II. Weltkrieg (1945) besaß. Da der Wiederaufbau seiner Apotheke nicht möglich war, widmete er sich der von ihm 1920 in Magdeburg gegründeten pharmazeutisch-chemischen Fabrik Dr. Eduard Blell AG. Die von B. hergestellten Präparate waren einst über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt. Einige der Chlorophyll- und Bienengift-Präparate, z. B. die Apisarthron-Bienengiftsalbe, sind heute noch im Verkehr. B., der zu den bekanntesten Apothekern Magdeburgs gehörte, erwarb sich große Verdienste auf dem Gebiet der Arzneimittelversorgung in der Nachkriegszeit. Er war in vielen Funktionen standespolitisch tätig, u. a. als Apothekenrevisor, Mitglied der Apothekerkammer und Vorstandsmitglied des Midephako (Mitteldeutscher Pharmazie-Konzern), ab 1934 Minoda (Mittel- und norddeutsche Apotheken-Genossenschaft m.b.H.). 1924–32 fungierte B. als erster Vorsitzender der Magdeburger Apotheker-Konferenz. 1928 gab er die erweiterte zweite Auflage der Festschrift “Die Magdeburger Apotheker-Konferenz 1798– 1928” heraus. Seine Firma führte seine Tochter Ursula B. weiter, ab 1972 auch als Betriebsleiterin im verstaatlichten VEB Pharmazeutisches Werk Magdeburg, der Anfang 1979 in den VEB Esparma Magdeburg überführt wurde.

Werke: Experimentelles über die Immunisierung mit Cholera-Nucleoproteiden, Diss. Leipzig 1906.

Literatur: BioApo, Erg.-Bd. 2, 1997, S. 21f.; Georg Edmund Dann, Deutsche Apothekerfamilien XI: Die Familien Marggraf und B., in: Deutsche Apotheker-Zeitung 52 (1937), H. 25, S. 337-343; Holm-Dietmar Schwarz, 50. Todestag von E. B., in: Deutsche Apotheker-Zeitung 138 (1998), H. 37, S. 69.

Bildquelle: *Gisela Eichenhofer, Leverkusen (privat).

Volker Jahn

letzte Änderung: 24.04.2006