Blumenthal, Walter
geb. 28.08.1908 Schönebeck,
gest. 19.10.1977 Hafen von Batumi/Schwarzes Meer,
Kaufmann, Polizist, Widerstandkämpfer.

Sein Vater war Lehrer an der ersten “weltlichen” Schule Schönebecks. Er erlernte den Beruf eines Kaufmannes und arbeitete in der Magdeburger Firma Frostensohn Tiefbau AG. Die Weltwirtschaftskrise bewirkte sein politisches Engagement, das ihn in die Schönebecker Ortsgruppe der KPD führte. Auch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten setzte er seine politische Arbeit illegal fort. Unter der Bühne der Gastwirtschaft “Heide” – heute “Haus des Handwerks” –, die im Besitz seines Schwiegervaters war, verbarg er den Vervielfältigungsapparat zum Druck illegaler Schriften. 1937 wurde die Widerstandsgruppe, zu der sich 1935 Mitglieder der verbotenen KPD und SPD zusammengeschlossen hatten, zerschlagen und er selbst am 27.07.1937 verhaftet. 52 Angeklagte aus Barby, Calbe, Schönebeck und Brumby wurden in sechs Verfahren vor dem “Volksgerichtshof” zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. B. verbrachte viereinhalb Jahre im Zuchthaus Coswig und wurde später in das Konzentrationslager Sachsenhausen/Oranienburg verschleppt. Er gehörte zu den Häftlingen, die am 18.04.1945 den Todesmarsch in Richtung Lübecker Bucht antreten mußten, und zu den Überlebenden, die am 02.05.1945 von der US-Armee befreit wurden. Über Hamburg kehrte er im Sommer zur Familie zurück. Als Kommunist und Widerstandskämpfer wurde ihm von der sowjetischen Kommandantur die Leitung des Kreisamtes der Volkspolizei übertragen. Er hatte den Rang eines Polizeirates bzw. Majors der Volkspolizei inne. Als solcher war er auch von 1948 bis 1951 in Quedlinburg und anschließend bei der Landesbehörde in Halle tätig. Seines angegriffenen Gesundheitszustandes wegen wurde er 1959 in den Ruhestand versetzt. B. organisierte die Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung im Kreis Schönebeck und war aktiv in der 1947 gegründeten Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes tätig. Deren Auflösung und Umwandlung in Komitees der Antifaschistischen Widerstandskämpfer traf ihn schwer. Wiederholt setzte er sich für ehemalige Mitkämpfer und Leidensgenossen ein. Seine zerrüttete Gesundheit führte zu seinem Tod durch Herzinfarkt, der ihn 1977 bei einer Fahrt für Parteiveteranen im Beisein seiner Frau im Hafen von Batumi im Schwarzen Meer ereilte.

Literatur: Familienarchiv Reinhard B., Schönebeck (privat).

Bildquelle: ebd.

Ernst Lindner