Seiler, Kurt
geb. 13.08.1913 Eickendorf,
gest. 06.03.1979 (Unfall),
evangelischer Pfarrer.

Der Sohn des Dachdeckermeisters Gustav S. und dessen Ehefrau Olga ging in Eickendorf zur Volksschule. Nach dem Besuch des Realgymnasiums in Schönebeck studierte er evangelische Theologie an der Universität Berlin und wurde Mitglied des Domkandidaten-Stiftes in Berlin. 1939 erfolgte seine Ordination als evangelischer Pfarrer. Seiner Berufung als Lektor für Deutsche Kirchengeschichte nach Washington (USA) konnte er infolge des Kriegsbeginns nicht nachkommen. Er nahm in einer Einheit der Infanterie am Rußlandfeldzug teil. Als Kriegsgefangener mußte er in einem Kupferbergwerk in der Sowjetunion arbeiten und kehrte erst im Herbst 1949 nach Deutschland zurück. 1950 wurde er zum Pfarrer der Paulus-Gemeinde in Magdeburg-Wilhelmstadt berufen. 1953 trat er die Nachfolge für den seit 1923 in der ersten Pfarrstelle an der St.-Johannis- Gemeinde in Schönebeck-Salzelmen tätigen Pfarrer Friedrich Scholl an. Als Bestandteil seiner seelsorgerlichen Tätigkeit sah er sein Engagement zur Bewahrung christlicher Werte und seine Teilnahme an der Entwicklung der Gesellschaft an. Er war Abgeordneter des Kreistages Schönebeck, des Bezirkstages Magdeburg und Mitglied der Arbeitsgruppe Christliche Kreise im Nationalrat der Nationalen Front. Seinem Engagement war es zu verdanken, daß mit staatlicher Unterstützung 1959–61 die Um- bzw. Neudeckung des 1.500 m² großen Schieferdaches erfolgte, dem 1986–91 eine grundhafte Erneuerung mit Sanierung des Dachstuhles und die Eindeckung mit Tonziegeln folgte, um so der wertvollen barocken Innenausstattung Schutz zu geben. Während seiner Amtsführung wurde 1962 die in Apolda gefertigte Hartgußglocke unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit geweiht und auf den Glockenstuhl gebracht, um die während des Krieges für Rüstungszwecke eingeschmolzene mittelalterliche Bronzeglocke zu ersetzen. 1979 verunglückte S. auf der Fahrt von Leipzig nach Schönebeck tödlich mit dem Auto. S. wurde auf dem Schönebecker Friedhof beigesetzt.

Bildquelle: *Martin S., Schönebeck (privat).

Ernst Lindner