Kroll, Luise,
geb. Betenstehl
geb. 20.01.1907 Altenplathow,
gest. 06.09.1997 Tangerhütte,
Juristin.

K. wurde als zwölftes von vierzehn Kindern einer Arbeiterfamilie geboren. Nach dem tödlichen Unfall des Vaters in einer Pulverfabrik trug sie 1915–20 als Dienstmädchen und Hausgehilfin zum Unterhalt der Familie bei. 1930 wurde sie Mitglied der KPD. K. war verheiratet, aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus organisierte sie im Juni 1945 in Genthin den antifaschistischen Frauenausschuß. Als Vorsitzende des Ausschusses kümmerte sie sich um die sozialen Belange der Frauen, ihrer Kinder und der Umsiedler in der Stadt. Zu diesem Zweck wurde eine Beratungs- und Betreuungsstelle für Frauen eingerichtet. Durch ihr Engagement konnte im April 1946 der Martha-Brautsch- Kindergarten wieder eröffnet werden. Als Mitbegründerin des DFD in Genthin wurde sie dessen Kreisvorsitzende. Am 01.08.1945 wurde K. vom sowjetischen Kreiskommandanten in Absprache mit der KPD als Richterin am Amtsgericht Genthin eingesetzt. Sie war damit die erste Frau in dieser Tätigkeit. Eine Ausbildung für diese Funktion erfolgte erst 1948/49 an der Verwaltungsakademie Forst Zinna. Unterstützung erhielt K. Anfang 1946 von Hilde Benjamin, der späteren Justizministerin der DDR, die sich über ihre Arbeit informierte und ihren Rat anbot. 1949/50 wurde K. Siegerin im Justizwettbewerb des Landes Sachsen-Anhalt und belegte im DDR-Vergleich den zweiten Platz. Ende 1952 schied sie als Oberrichterin aus dem Justizdienst aus, die Gründe sind nicht überliefert. Wahrscheinlich wurde sie von einem der Absolventen der juristischen Fakultäten abgelöst, die 1952, nach Beendigung ihres Studiums, zum Einsatz kamen. K. war noch Jahre aktiv gesellschaftlich tätig. Für ihre Leistungen wurde sie 1979 mit dem Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Bronze ausgezeichnet.

Bildquelle: *Kreismuseum Genthin.

John Kreutzmann

letzte Änderung: 10.02.2005