Happ, William Wolfgang, Prof. Dr.
geb. 02.08.1919 Magdeburg,
gest. 19.12.1998 Beaver Creek/ Ohio (USA),
Physiker, Ingenieur.

Der Sohn des jüdischen Rechtsanwaltes Martin H. besuchte vier Jahre die Volksschule und von 1929 bis 1934 das Realgymnasium in Schönebeck. Ein Jahr nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten schickten die Eltern H. und seine Schwester Wera in die Emigration. Nach Aufenthalten in Italien und England wählte er nach dem plötzlichen krankheitsbedingten Tod seiner Schwester 1936 die USA als neues Exil. Nachdem H. in verschiedenen Exilländern höhere Schulen besucht, in den USA das Abitur (final examination) abgelegt und von 1941 bis zum Kriegsende in der US-Armee gedient hatte, begann er ein Studium der Physik und der technischen Wissenschaften. Nach Studien an der Harvard-Universität (1945–47) – akademischen Grad eines “masters of physics” –, der Bosten-Universität in Massachusetts (1947–49) – Promotion zum “doctor of physics and engineering” – und ergänzenden Studien wurde H. 1953 alleiniger Inhaber eines US-Patents für ein Hochleistungstransistor-Radio. Von 1954 bis 1958 arbeitete er unter Leitung von William Shockley (Nobelpreis 1957), der als Erfinder des Transistors gilt, an der Entwicklung neuer elektronischer Bauteile. Als Direktor eines Unternehmens für die Raumfahrt/Lockheed-Rakete war er bis 1962 tätig. H. leitete danach als einer der Direktoren innerhalb der NASA mehrere Projekte auf dem Gebiet der elektronischen Forschung. Sein wissenschaftlicher Wirkungskreis umfaßte den gesamten amerikanischen Kontinent, und so wurde er als erster amerikanischer Staatsbürger 1978 als offizielles Mitglied in die Nationale Akademie für Technische Wissenschaften in Mexiko gewählt. H. lehrte im Zeitraum von 1962 bis 1985 an verschiedenen amerikanischen Universitäten und setzte danach seine berufliche Arbeit im US-Verteidigungsministerium fort. Die Nationale Akademie für das Ingenieur-Wesen nahm ihn als Mitglied auf. In der Fachliteratur behandelte H. kontinuierlich Kernfragen (“points”) aus seinen Fachgebieten. Er verfaßte ca. 200 wissenschaftliche Publikationen, die in den USA, Lateinamerika, Westeuropa und im ehemaligen sowjetischen Machtbereich veröffentlicht wurden. Im Jahre 1993 schließlich besuchte H. noch einmal seine Heimatstadt Schönebeck.

Archivalien: Günter Kuntze, In memoriam Prof. Dr. W. W. H., Ms. 1999 (StadtA Schönebeck).

Bildquelle: *ders., Juden in Schönebeck, 1990, 55.

Britta Meldau

letzte Änderung: 02.02.2005