Köppen, Joachim Edlef
Ps.: Joachim Felde 1934–39
geb. 01.03.1893 Genthin,
gest. 21.02.1939 Gießen,
Schriftsteller, Dramaturg, Übersetzer.

Der Sohn des praktischen Arztes Robert K. besuchte das Progymnasium in Genthin, anschließend das Victoria-Gymnasium in Potsdam. Hier lernte K. den späteren Schriftsteller Hermann Kasack kennen, mit dem er in lebenslanger Beziehung stand. Nach der Reifeprüfung 1913 studierte K. zunächst Germanistik in Kiel, danach in München, und belegte auch Seminare in Kunstgeschichte und Philosophie. Im August 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und wurde in Burg stationiert. K. war 1914–18 als Frontkämpfer in Frankreich und Rußland eingesetzt und wurde mehrfach verwundet. 1915 veröffentlichte er sein erstes Gedicht in Franz Pfemferts expressionistischer Zeitschrift Die Aktion. Nach seiner Entlassung als Leutnant der Reserve mit der Verleihung des Eisernes Kreuz II und I und einem weiteren Krankenhausaufenthalt setzte K. ab 1919 sein Studium in München fort. Die geplante Promotion wurde nicht zum Abschluß gebracht. K. war 1920–22 im Verlag Gustav Kiepenheuer Potsdam als Lektor tätig. Aus dieser Zeit stammte die Bekanntschaft mit Oda Weitbrecht. Er heiratete 1921 Hedwig Witt, die er bereits 1917 kennengelernt hatte. 1924 wurde seine Tochter Gabriele geboren. 1923 gründete K. den Eigenverlag Hadern Verlag. Ab 1924 wirkte er im literarischen Beirat in der Berliner Rundfunksendestelle Funkstunde mit, ab 1925 erhielt er dort eine feste Vertragsanstellung, und 1929 wurde er Leiter der literarischen Abteilung der Funkstunde. Diese Arbeit inspirierte ihn zu neuen künstlerischen Techniken, insbesondere zur Montage, die auch in seinem 1930 (21976) erschienenen Roman “Heeresbericht”, seinem Hauptwerk, Anwendung fand. K., der sich in der Zeit der Weimarer Republik einen Namen als Lyriker, Erzähler und Kritiker gemacht hat, bewies in diesem Roman seine humanistische und pazifistische Grundhaltung. Der Roman enthält eine deutliche Anti-Kriegsaussage, die auf der Auseinandersetzung mit seinen persönlichen Kriegserlebnissen basiert. K. verband die Romanhandlung mit Zeitdokumenten, wie Verfügungen, Kaiserreden, Heeresberichten, Presseverlautbarungen u. a., und erhöhte so die Authentizität. Am 01.04.1933 wurde K. entlassen. Er zog im Sommer 1933 von Potsdam nach Wilhelmshorst/Mark Brandenburg. Im gleichen Zeitraum wurde auch sein Roman “Heeresbericht” verboten. Ab 1934 hatte K. totales Publikationsverbot und konnte nur noch unter dem Pseudonym Joachim Felde (Felde als Palindrom von Edlef) veröffentlichen, 1938 letztmalig. K. war 1934–36 bei der Agfa-Film AG und als Chefdramaturg bei der Tobis-Europa-Film A G Berlin tätig. 1938 wurde er von einer schweren Krankheit als Folge einer Kriegsverletzung befallen, er verstarb im Lungensanatorium Seltersberg bei Gießen.

Werke: Die Histori von ein trocken Schiffahrt …, 1924; Vier Mauern und ein Dach, 1934.

Nachlaß: Siegmund Kopitzki, Konstanz.

Literatur: NDB 12, 371f.; Kosch LL 9, Sp. 118; Killy 6, 437f.; Jutta Vinzent, E. K. – Schriftsteller zwischen den Fronten, Diss. München 1997 (W, L).

Bildquelle: *StadtA Genthin.

Gabriele Herrmann

letzte Änderung: 09.02.2005