Lohmann, Karl, Dr. theol. h.c.
geb. 30.06.1878 Rüggeberg/Schwelm,
gest. 15.04.1945 Magdeburg (Bombenangriff),
evangelischer Theologe, Generalsuperintendent, Propst.

Der Sohn des evangelischen Pfarrers Karl L. besuchte das Gymnasium in Gütersloh und studierte 1896–99 evangelische Theologie an den Universitäten Erlangen, Greifswald und Halle-Wittenberg. 1900 und 1902 legte er die theologischen Prüfungen in Münster ab und begann 1903–05 als Hilfsprediger in Klafeld und Dortmund. Ab 1906 war L. Hilfsprediger, ab 1908 Pfarrer in Iserlohn. Mitte Juli 1917 wechselte er an die Altstadtgemeinde nach Essen, wo er Ende 1928 Superintendent des Kirchenkreises Essen wurde. Er baute den Evangelischen Wohlfahrtsdienst im Stadtgebiet Essen auf und übernahm zugleich dessen Leitung. 1931 wurde L. zum Generalsuperintendenten der Provinz Sachsen für den Sprengel Halle- Wittenberg ernannt und erlangte im selben Jahr die Ehrendoktorwürde der Universität Halle. Bereits am 05.10.1933 erhielt L. vom neuen “Landesbischof” Ludwig Müller die Bestallung zum Propst in Westfalen-Süd, wobei die näheren Einzelheiten der Einführung, der Übernahme der Amtsgeschäfte und des Dienstsitzes ungewiß blieben. Im November 1933 war ein Tausch mit dem westfälischen Propst Wilhelm Weirich vorgesehen. Wegen Unsicherheiten und auf Drängen mehrerer Pfarrerkonferenzen blieb L. in der Provinz Sachsen. Die Bestätigung der Ernennung teilte Bischof Müller am 17.02.1934 mit, wobei die Ämterabgrenzung u. a. zu Bischof Friedrich Peter unklar blieb. Daraufhin bat L. um Beurlaubung für die Übernahme der Geschäftsführung der Reichsfrauenhilfe in Potsdam, in die er am 18.02.1934 gewählt worden war. Zum 01.07.1934 suchte L. wegen der ungeregelten Freistellung aus dem Kirchendienst um seine Entlassung nach. Als diese nicht zustande kam, gab er die ihm angetragene Geschäftsführung im November 1934 zurück und nahm im Januar 1935 seinen Dienst in Magdeburg wieder auf. Im Dezember 1936 stellte der Landeskirchenausschuß die Versetzung L.s als Propst an das Konsistorium der Mark Brandenburg in Aussicht, wo er in Verbindung mit dem Provinzialkirchenausschuß (PKA) Einfluß auf das theologische Prüfungsamt nehmen und die einheitliche Ausrichtung des Konsistoriums auf innerkirchliche Aufgaben bewerkstelligen sollte. Der PKA Brandenburg bat jedoch, davon aus formalen Gründen Abstand zu nehmen. U.a. sah man in L. nicht den richtigen theologischen Referenten zur Entlastung des Leiters des Prüfungsamtes. Dabei wurde angemerkt, daß L. der Bekennenden Kirche nahe stehe. Er blieb also in Magdeburg, übernahm im Juni 1937, ein Jahr nach dem Weggang von Bischof Peter, die geistliche Leitung der Provinz Sachsen und 1940 das neugeschaffene Amt eines geistlichen Dirigenten im Konsistorium. Am 15.04.1945 starb L. im Dienst nach dem Einschlag einer amerikanischen Granate in seine Dienstwohnung.

Literatur: Reichshdb 2, 1931, 1148; Wer ist’s? Unsere Zeitgenossen 10, 1935.

Archivalien: EZA Berlin: Bestand 7/P 908 (PA); AKPS: Rep. A, Spec. P, LK 341 (PA).

Bildquelle: *Fs. aus Anlaß des 50jährigen Bestehens der Pfeifferschen Stifftungen zu Magdeburg–Cracau 1889–1939, 1939.

Hans Seehase

letzte Änderung: 28.02.2005