Frank, Adolf, Prof. Dr.
geb. 20.01.1834 Klötze/Altmark,
gest. 30.05.1916 Berlin-Charlottenburg,
Chemiker.

F. war der Sohn eines jüdischen Kaufmanns. Er studierte an der Universität Berlin Chemie und wurde Apotheker. Da ihn diese Tätigkeit nicht befriedigte, übernahm er die Stelle eines Chemikers in der Zuckerfabrik in Staßfurt. Hier stellte er fest, daß Rüben ähnlich wie Kartoffeln oder Hopfen besonders kalizehrende Hackfrüchte sind. Diesen für höhere Erträge von den Pflanzen benötigten Nährstoff fand er 1857 in den achtlos weggeworfenen Staßfurter Abraumsalzen. Deshalb errichtete er 1861 in Staßfurt die erste Kalisalzfabrik Deutschlands, die nun der deutschen Landwirtschaft die benötigten Kalidüngemittel lieferte, und wurde so zum Begründer der deutschen Kalisalzindustrie. Aus den Staßfurter Mutterlaugen gewann er in seinem Betrieb im Großverfahren auch Brom und entwickelte ein Verfahren, mit dem man aus Torf durch Vergasung Ammoniak herstellen konnte. Als sich 1872 die im Raum Staßfurt bestehenden 33 Kalifabriken zusammenschlossen, wurde F. deren Generaldirektor. Diese verstärkte Kalisalzgewinnung führte indirekt auch zur höheren Siedesalzproduktion in Schönebeck und damit zur Anlage des dortigen Salzschachtes. 1876 legte er die Stellung des Generaldirektors der Vereinigten Kalifabriken nieder und übernahm die technische Leitung der Charlottenburger Glashütte. Hier gelangen ihm zahlreiche Erfindungen auf dem Gebiet der Glaspasten und des Emails. 1882 entwickelte er den Berkefeldfilter, in dem mit Hilfe von Kieselgur Wasser gereinigt werden konnte. Ab 1885 widmete er sich nur noch seiner wissenschaftlichen Arbeit. Er entwickelte Verfahren zur Herstellung von Wasserstoff aus Wasserglas und zur Herstellung von Zellulose nach dem Sulfitverfahren, das zum Aufbau zahlreicher Zellulosefabriken in Deutschland, Europa und den USA führte. 1895 erarbeitete er zusammen mit Nikodem Caro das F.-Caro-Verfahren für die Stickstoffindustrie, die nun in Deutschland und Italien entstand.

Literatur: NDB 5, 337f.; Johan Westphal, Geschichte des königlichen Salzwerkes in Staßfurt, 1901; Berliner Bezirksverband deutscher Ingenieure, in: VDI-Zs. 60, 1916, 602–604; Günther Bugge, Das Buch der großen Chemiker, 1930, 310–320; Hans-Joachim Geffert, A. F. – Aus dem Leben und Werk eines bedeutenden Chemikers, in: Der Altmarkbote, 1960, 53–55.

Bildquelle: *Der Altmarkbote, 1962, 84.

Hans-Joachim Geffert

letzte Änderung: 19.08.2004