Hindenburg, Paul
Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von |
Der Sohn eines preußischen Offiziers und Gutsbesitzers erhielt seine Erziehung am Gymnasium und im Kadettenkorps. 1866 trat er als Leutnant in die Königlich-Preußische Armee ein und nahm an den Kriegen 1866 und 1870/71 teil. Der Ausbildung an der Kriegsakademie 1873–76 folgten ab 1877 Verwendungen im Großen Generalstab, als Kompaniechef und im Generalstab des III. Armeekorps. Von 1888 bis 1893 war er Leiter der Abteilung Infanterie im Kriegsministerium. 1893 übernahm er als Kommandeur das Oldenburgische Infanterieregiment Nr. 91 und erfuhr 1894 seine Beförderung zum Oberst. 1896 war er Generalstabschef des VIII. Armeekorps mit Beförderung zum Generalmajor 1897. Von 1903 bis 1911 war er Kommandierender General des IV. Armeekorps in Magdeburg, seit 1905 als General der Infanterie. Der Sitz des Generalkommandos befand sich in der Augustastraße 42 (heute Hegelstraße). 1911 wurde er altersbedingt aus der Armee verabschiedet. Nach Ausbruch des I. Weltkrieg 1914 erfolgte seine Reaktivierung und Ernennung zum Oberbefehlshaber der 8. Armee (August 1914) und zum Oberbefehlshaber Ost (November 1914). Mit seinem Namen werden die Siege bei Tannenberg und den Masurischen Seen verbunden. 1916 erfolgte die Berufung als Chef der Obersten Heeresleitung und die Ernennung zum Generalfeldmarschall. Mit dem Ziel, die sich abzeichnende Niederlage des Deutschen Reiches abzuwenden, wurde unter seiner Führung ein Programm zur Aktivierung aller staatlichen Reserven, das sogenannte “Hindenburg-Programm”, entwickelt. Mit Kriegsende und Thronverzicht des deutschen Kaisers arbeitete er mit der neuen Regierung bei der Rückführung und der Auflösung des Deutschen Heeres sowie der Aufstellung von Freiwilligenverbänden zusammen. Am 03.07.1919 trat er von seinem Amt zurück. 1925 und erneut 1932 erfolgte seine Wahl zum Reichspräsidenten, 1933 berief er Adolf Hitler zum Reichskanzler. H. wurde im Tannenbergehrenmal und nach 1945 in der Elisabethkirche in Marburg beigesetzt. H. war Soldat und gelangte als solcher, insbesondere unter den Eindrücken der Siege in Ostpreußen, zu großer Popularität. In Verbindung mit seiner langjährigen dienstlichen Beziehung zu Magdeburg bestimmte dies die Verleihung der Ehrenbürgerrechte der Stadt am 01.10.1914. H. hat zu Magdeburg eine enge Bindung gewonnen. Er schrieb: “Magdeburg, mein Standort, wird oft von solchen, die es nicht kennen, unterschätzt. Es ist eine schöne alte Stadt, deren Breiter Weg und deren ehrwürdiger Dom als Sehenswürdigkeiten gelten müssen. Seit der Schleifung der Festung sind über deren Grenzen hinaus ansehnliche, allen modernen Anforderungen entsprechende Vorstädte entstanden. Was der nächsten Umgebung Magdeburgs an Naturschönheiten versagt ist, hat man durch weit ausgedehnte Parkanlagen zu ersetzen gewußt. Auch für Kunst und Wissenschaft ist durch Theater, Konzerte, Museen, Vorträge und dergleichen gesorgt. Man sieht also, daß man sich dort auch außerdienstlich wohlfühlen kann …” (“Aus meinem Leben”, 1920). H. war kein Politiker, den in dieser Beziehung an ihn gestellten Herausforderungen war er nicht gewachsen. Von Herkunft und Erziehung her war er Preuße und Monarchist. Das hinderte nicht, daß er nach der Niederlage des Deutschen Reiches und in der Zeit seines Präsidentenamtes loyal zur Verfassung stand.
Literatur: NDB 9, 178–182; Lexikon der Deutschen Geschichte 1977, 535f.; Walter Rauscher, H. Feldmarschall und Reichspräsident, 1997.
Bildquellen: *StadtA Magdeburg; Deutsches Historisches Museum Berlin.
Fritz Arlt