Müller, Hans Wolfgang, Prof. Dr. phil.
geb. 16.08.1907 Magdeburg,
gest. 06.02.1991 Tutzing,
Ägyptologe.

Nach dem frühen Tod des Vaters Johannes M., Pfarrer an der Johannis-Kirche in Magdeburg, nahmen sich Familienfreunde des 13jährigen M. und seiner drei jüngeren Geschwister an. Im Haus des Industriellen Otto Gruson jun. erfuhr er prägende musische Anregungen. Auf den Rat von Franz Schäfer, dem Generaldirektor der Magdeburger Feuerversicherung, begann M. 1926 ein Jurastudium in Göttingen, studierte aber schließlich in Göttingen, München und Berlin Ägyptologie sowie Klassische Archäologie, und zwar als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. M. promovierte 1932 in München und war von 1931 bis zu seiner politisch begründeten Entlassung 1937 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Berliner Ägyptischen Museum. Nach Arbeit in einem Architekturbüro, Wehrdienst und kurzer Gefangenschaft habilitierte sich M. 1946 an der Universität München. Er war seit 1947 Privatdozent, seit 1952 außerordentlicher Professor, von 1958 bis zur Emeritierung 1974 ordentlicher Professor und Vorstand des Ägyptologischen Seminars der Universität München. Wichtige Leistungen M.s sind der Aufbau und die Umgestaltung der Staatlichen Sammlung Ägyptischer Kunst zum öffentlichen Museum in München und die Initiierung der Münchner Grabung in Minshat Abu Omar, einem vorgeschichtlichen Fundplatz in Unterägypten. Als Herausgeber der “Ägyptologischen Forschungen” und Gründer der “Münchner Ägyptologischen Studien” betreute M. wichtige ägyptologische Publikationsorgane. Seine allgemeine wissenschaftliche Bedeutung liegt darin, daß er für die kunstgeschichtliche Forschung einen gleichberechtigten Platz neben den bereits etablierten ägyptologischen Disziplinen begründete. Als führender deutscher Kunsthistoriker seiner Generation übte er einen prägenden Einfluß auf eine stattliche Reihe von Promovenden und Habilitanden aus. Die Publikationsliste von M. umfaßt rund 90 Titel, eine unvollendet gebliebene Arbeit über altägyptische Goldschmiedekunst hat Frau Malleen M. aus Saalfeld fertiggestellt.

Werke: Die Felsengräber der Fürsten von Elephantine aus der Zeit des Mittleren Reiches, 1940; Der Isiskult im antiken Benevent und Kat. der Skulpturen aus den ägyptischen Heiligtümern im Museo del Sannio zu Benevent, 1969; Die Schätze der Pharaonen, 1998 (mit Eberhard Thiem).

Nachlaß: Bayerische Staatsbibliothek München.

Literatur: Roman N. Ketterer (Hg.), Dialoge. Stuttgarter Kunstkabinett Moderne Kunst, 1988, 112–114; M. L. Bierbrier (Hg.), Who was Who in Egyptology, 31995, 300f. (B).

Bildquelle: *Rolf Krauss., Berlin (privat).

Rolf Krauss