Schmitz, Ernst Ludwig Eberhard, Prof. Dr. phil.
geb. 23.03.1882 Dortmund,
gest. 08.02.1960 Magdeburg,
Chemiker, Hochschullehrer.

Das vierte Kind des Regierungs-Baurates Franz S. wuchs in Köln auf, studierte Chemie in Bonn und Göttingen, promovierte 1905 bei Otto Wallach über Abkömmlinge des b-Terpineols und absolvierte anschließend ein Teilstudium der Medizin in Freiburg. Er arbeitete 1906–09 bei Paul Ehrlich in Frankfurt/ Main über Arsenverbindungen, die später zum Salvarsan, dem Heilmittel gegen Syphilis, führten, sowie 1909–18 am Institut für vegetative Physiologie in Frankfurt/Main. S. habilitierte sich 1916 und war ab 1920 außerordentlicher Professor und 1921–45 Ordinarius für physiologische Chemie an der Friedrich- Wilhelms- Universität in Breslau. Er publizierte ca. 100 Arbeiten, darunter bis 1932 zahlreiche zur Physiologie von Leber, Muskel, Drüsen und Zentralnervensystem. Er mußte 1945 Breslau als Flüchtling verlassen, war 1945–54 in der chemischen Industrie tätig und bearbeitete als Leiter des Pharmalabors der Firma Fahlberg-List in Magdeburg Arzneimittelsynthesen, insbesondere die industrielle Synthese von Salvarsan. Die industrielle Arbeit unter den schwierigen Bedingungen der Zeit unmittelbar nach dem II. Weltkrieg führte 1947 zu einer Produktion des Salvarsan-Analogens Neoarsoluin, mit dem die damals ausufernde Syphilis unter Kontrolle gebracht werden konnte. S. erhielt 1949 den Nationalpreis 2. Klasse der DDR.

Werke: Neue Abwandlungsprodukte aus b-Terpineol, Diss. Göttingen 1905; Mechanismus der Acrosebildung (damit Totalsynthese von Fruktose und Sorbose), 1913; Haftfestigkeit der Arsensäure am aromatischen Kern, 1914; Kurzes Lehrbuch der chemischen Physiologie, 1920, 41937, Neufassung 1959; Harnfarbstoffe, 1925; Nachweis und Bestimmung der Eiweißkörper und ihrer Abbauprodukte im Blutplasma, 1927; Chemie der Fette, 1927; Harn, 1927; Chemie des zentralen und peripheren Nervensystems, 1929; Mineralstoffwechsel und Ernährung, 1932; Ein neuer Bestandteil der Nebennierenrinde, 1933; Innere Sekretion der Nebennierenrinde, 1933; Die Bedeutung der Milz für den Baustoffwechsel des Zentralnervensystems, 1941; Verhalten der Kohlehydrate im Munde, 1943; Paul Ehrlich und die Entstehung der chemotherapeutischen Wissenschaft, 1955.

Literatur: Isidor Fischer (Hg.), Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre (1880–1930), Bd. 2, 1933, 518; Johann C. Poggendorff, Biographisch-literarisches Handwörterbuch, Bd. VI/4, 1940; Bd. VII/4, 1960; Joachim Kühnau, Deutsche medizinische Wochenschrift 77, 1952, 787.

Bildquelle: *Ernst Schmitz, Berlin (privat).

Ernst Schmitz