Coler, Edmund Gustav Alwin von (seit 1885), Prof. Dr. med.
geb. 15.03.1831 Gröningen,
gest. 26.08.1901 Berlin,
Militär-Mediziner, Wirklicher Geheimer Obermedizinalrat.

Der Sohn des Steuerkontrolleurs und Postmeisters Ludwig C. besuchte die allgemeine Schule in Gröningen und das Gymnasium in Salzwedel. Er studierte 1852–56 Medizin am militärärztlichen Friedrich-Wilhelm-Institut in Berlin und schloß mit der Promotion zum Dr. med. ab. 1864–66 nahm C. als Stabs- bzw. 1870/71 als Divisionsarzt an den preußischen Kriegen teil. 1867 erfolgte seine Berufung in den neu gegründeten Medizinalstab des Kriegsministeriums. Seit dieser Zeit förderte er die Reformen im Militärmedizinalwesen, u. a. durch die Erarbeitung einer maßgebenden “Kriegssanitätsordnung” (1878) und “Friedenssanitätsordnung” (1891) sowie durch Entwurf und Einführung der transportablen Lazarettbaracke (1890) und die Einführung der antiseptischen Wundbehandlung. C. setzte ein System von bakteriologischen und chirurgischen Kursen für aktive Reserve-Sanitäts-Offiziere sowie deren Abkommandierung für sechs Monate an Kliniken durch. Zudem verfügte er für alle Sanitätsoffiziere eine halbjährige Ausbildung an der Waffe. Bei seinen häufigen Inspektionen veranlaßte er sofort notwendige Verbesserungen der Ausstattung und Versorgung. 1874 wurde er zum Generalarzt befördert. Ab 1889 bis zu seinem Tode war C. als Generalstabsarzt Chef des Sanitätskorps und Direktor der militärärztlichen Bildungsanstalten der Kaiser-Wilhelm-Akademie in Berlin im Range eines Generalleutnants (seit 1881) ranghöchster Militär im kaiserlichen Militärmedizinalwesen. 1892 wurde er zum Professor ernannt; unter seiner Leitung lehrten Friedrich Loeffler, Robert Koch und Rudolf Virchow. 1901 gründete er die “Bibliothek C.”, eine Sammlung von Werken der medizinischen Wissenschaft. C. hat hervorragenden Anteil an der Neuordnung des Militär-Medizinalwesens in Deutschland, welches beispielgebend in Europa wirkte.

Werke: Die Wirkung und kriegschirurgische Bedeutung der neuen Handfeuerwaffen, 1890; Die transportable Lazareth-Baracke, 21890.

Literatur: NDB 3, 318f.; BioJb 6, 269–272; Schükert, Geschichte der militär-ärztlichen Bildungsanstalten, 1895; Richard Wrede, Das geistige Berlin, Bd.3, 1898, 32f.; N. N., Generalstabsarzt von C., in: Gröninger Zeitung vom 01.09.1901; Hermann Schmidt, Die Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militär-ärztliche Bildungswesen 1895–1910, 1910; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker, Bd. 2, 21930 (B); Friedrich Ring, Zur Geschichte der Militärmedizin in Deutschland, 1962. 

Archivalien: Militärarchiv Potsdam: Rangliste, AZ Pr. 1.2./2. Bl. 85 R.

Bildquelle: Deutsche Staatsbibliothek Berlin: Porträtsammlung.

Gerhard Williger

letzte Änderung: 30.03.2004