Hoffmann, Friedrich Eduard
geb. 18.10.1818 Gröningen,
gest. 03.12.1900 Berlin,
Baumeister, Techniker, Erfinder, Industrieller.

H., Sohn des Lehrers Johann Gottfried H., erhielt eine umfassende Bildung, u. a. am Domgymnasium Halberstadt, begann 1838 eine Ausbildung im Baufach und erwarb 1843 an der Königlichen Allgemeinen Bauschule in Berlin die Qualifikation zum Königlichen Baumeister. 1841–57 arbeitete H. beim Eisenbahnbau (Strecke Berlin-Hamburg). 1858 eröffnete er in Berlin ein eigenes Baugeschäft. Bereits zu dieser Zeit war H. als Erfinder hervorgetreten, u. a. mit einer pneumatischen Mühle, einem hydraulischen Bagger sowie einem System für Winkelschienen für Eisenbahnen. 17 Jahre lang beschäftigte sich H. mit der Verbesserung der Ziegelbrennerei und gelangte 1857 zu einer brauchbaren Konstruktion, dem Ringbrennofen. Mit dieser Erfindung gelang H. eine bahnbrechende wissenschaftliche und technische Leistung, für die er 1867 auf der Weltausstellung in Paris den Grand Prix erhielt. Der Vorteil des Ringofens bestand in einer Brennstoffeinsparung von bis zu 70 Prozent. Bei nie erlöschendem Feuer wurden in den bis zu 30 um den im Mittelpunkt stehenden Schornstein angeordneten Brennkammern zu gleicher Zeit alle Arbeitsgänge (Beschicken, Zumauern, Brennen, Öffnen, Abkühlen, Ausräumen) durchgeführt. Sein Ringofen, der zuerst Ende 1859 in Scholwin bei Stettin in Betrieb ging, fand weltweite Anwendung. Er besaß dafür Patente in ganz Europa, Rußland und den USA. Um 1900 gab es in der Welt mehr als 4.000 Ringbrennöfen, die selbst in Afrika, Australien, Südamerika und Ostindien zu finden waren. Gegenwärtig existieren Original-H.sche Ringöfen u. a. in Zehdenik, in Westeregeln/ Börde, Glindow bei Potsdam und in Großtreben bei Torgau. H. gründete 1865 den Deutschen Verein für die Fabrikation von Ziegeln, Thonwaren, Kalk und Cement, richtete 1870 ein chemisches Speziallabor für die Tonindustrie ein, das sich Fragen der keramischen Wissenschaft und Praxis widmete, und gab in diesem Zusammenhang auch das weltweit erste silikattechnische Publikationsorgan heraus. Die seit 1868 erscheinende Töpfer- und Ziegler-Zeitung wurde seit 1877 von Hermann August Seger weitergeführt. Der erfolgreiche Unternehmer, der mehrere Ziegeleien besaß, gehörte 1885 zu den Mitbegründern der Ziegelei-Berufsgenossenschaft und fungierte als deren erster Vorsitzender. Er verstarb in Schlesien und wurde in Berlin beigesetzt.

Werke: (Hg.) Notizblatt, 1865ff.

Literatur: BioJb 5, 1903, 260; Nachruf, in: Tonindustrie-Zeitung 24, 1900, 1969; Richard Weber, Hdb. der Ziegeleitechnik, 1914; Schlesische Lebensbilder, Bd. 1, 1922, 49–54; Conrad Matschoss, Männer der Technik, 1925; Peter Lange, Fs. zum 125. Jubiläum des Ringofens, 1983; Lothar Schyia, Leben und Wirken von F. H. – sein weltweites Ringofenpatent, in: Ziegel-Zs. 5, 1998, 303–308 (B); ders., “Gut Brand!” Der Siegeszug des Ringofens. F. E. H. 1818–1900, Nestor der Ziegelindustrie, 2000.

Bildquelle: Ziegelei-Museum Westeregeln: Bildtafel.

Gerhard Williger