Rost, Hans Günter
geb. 19.07.1904 Jever,
gest. 02.02.1997 Berlin-Pankow,
Oberingenieur, Hauptkonstrukteur.

Der Sohn des Magistrats-Aktuars Johann Jacob R. vervollständigte nach einem Ingenieurstudium seine Kenntnisse auf dem Gebiet des Motorenbaus durch Arbeiten in den Konstruktionsbüros der Germania-Werft Kiel, der MAN in Augsburg und der Klöckner-Humbold-Deutz AG in Köln-Deutz. 1938 wechselte R. zur Maschinenfabrik Buckau R. Wolf AG und übernahm die Leitung des Konstruktionsbüros Motorenbau. Hier vervollständigte er zunächst das traditionelle Lieferprogramm an 2-Takt-Motoren, das von der Ascherslebener Maschinenbau-AG (vormals W. Schmidt & Sohn) und den Grade-Motorenwerken Magdeburg (Stadtfeld) übernommen worden war. Während des II. Weltkrieges begann R. die Entwicklung einer 4-Takt-Motorenbaureihe mit 240 mm Hub und einer Leistung von 25 PS pro Zylinder. Motoren dieser Baureihe DV124 wurden während des Krieges nur in geringen Stückzahlen abgesetzt. Nach Kriegsende und der Beseitigung der schlimmsten Kriegsschäden im Werk Magdeburg-Salbke überarbeitete R. diese Baureihe mit einem Konstruktionskollektiv von sechs Personen. Am 22.05.1948 konnte der erste 4-Zylinder-Motor dieser Baureihe 4DV224 ausgeliefert werden. Da die USA im März 1948 eine Wirtschaftsblockade über alle Länder verhängten, die sich nicht dem Marshallplan öffneten, und Frankreich und Großbritannien sich diesem Vorgehen anschlossen, wurde die Lieferung von Dieselmotoren aus England an die UdSSR für den Neuaufbau ihrer Fischereiflotte gestoppt. Die Sowjetische Militär-Administration Deutschlands (SMAD) legte daraufhin den Ausbau der Fertigungskapazitäten zum Bau von Schiffsdieselmotoren für Kutter, Seiner und Logger im Betrieb Buckau-Wolf Magdeburg fest. Da außer der sofort verfügbaren Leistung von 80 PS auch Leistungen bis 400 PS gefordert wurden, entwickelte R. mit seiner Arbeitsgruppe zum DV224 eine 3- und 6-Zylinder-Variante sowie die 6- und 8-Zylinder-Variante eines Motors mit 360 mm Hub und einer Zylinderleistung von 50 PS. Einen vorläufigen Abschluß erreichte diese Entwicklung am 21.12.1950 mit dem Probelauf des ersten 6DV148 der größten Baureihe mit 480 mm Hub und 90 PS Zylinderleistung. Neben der Entwicklung der Motoren war R. maßgeblich am Ausbau der Fertigungskapazitäten beteiligt. Die Motoren bewährten sich beim Einsatz vor allem in der UdSSR unter schwierigsten klimatischen Bedingungen. Sie dienten als Schiffsantriebe im weltweiten Einsatz und versorgten als Diesel-Elektro-Stationen Dörfer und Kolchosen mit Elektroenergie. Durch hohe Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit sowie niedrigen Wartungsaufwand und hohe Reparaturfreundlichkeit unter widrigen Einsatzbedingungen besaßen diese Motoren einen guten Ruf in allen Ländern des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW). Von den Grundtypen wurden bis zur Ablösung durch leistungsstärkere Motorvarianten 1965 über 40.000 Motore geliefert. R. war neben seiner Tätigkeit im VEB Schwermaschinenbau “Karl Liebknecht” (SKL) Magdeburg als Vorsitzender des Zentralen Arbeitskreises “Dieselmotoren” maßgeblich an der Profilierung des Motorenbaus der DDR beteiligt und unterstützte auf Grund seiner Erfahrungen die Nachfolgeentwicklungen im SKL bis zu seinem Ausscheiden 1970. R. verzog 1976 nach Berlin.

Literatur: 100 Jahre Buckau-Wolf, Die Geschichte unseres Hauses, 1938, 172f.; 1838–1988. Von der alten Bude zum sozialistischen Kombinat, Betriebsgeschichte des Stammwerkes VEB Schwermaschinenbau “Karl Liebknecht” Magdeburg, Kombinat für Dieselmotoren und Industrieanlagen, Tl. 1, 1982, 54, Tl. 2, 1979, 47–55, Tl. 3, 1983, 14.

Bildquelle: *Gericke, H. O.,Jungnuckel, R., Wille , M., "Jahre des Neubeginns 1945-1949", Betriebsgeschichte des Stammwerkes SKL, T2.

     Heinz Thüm

letzte Änderung: 03.03.2005