Rabbethge, Oskar, Dr. phil., Dr. agr. h.c.
geb. 16.12.1880 Einbeck,
gest. 22.01.1965 Rothenkirchen bei Einbeck,
Agrarwissenschaftler, Unternehmer.

R., dritter Sohn des Fabrikbesitzers und Kommerzienrates Karl R., besuchte in Einbeck und Goslar das Realgymnasium und studierte anschließend Chemie und Naturwissenschaften in Tübingen, Straßburg, Berlin und Basel, wo er 1904 promoviert wurde. Während des Studiums hatte er auch den landwirtschaftlichen Beruf erlernt. 1904–05 diente er beim zweiten Hannoverschen Dragoner-Regiment in Lüneburg, bei dem er auch den I. Weltkrieg mitmachte. Als Rittmeister der Reserve kehrte er nach dreimaliger schwerer Verwundung zurück. Nach Abschluß des Studiums war R. drei Jahre lang als Chemiker in der Zuckerindustrie der USA und Kubas tätig. Dann trat er 1910 in das von seinem Bruder Erich R. und seinem Vetter  Ernst Giesecke geleitete Unternehmen Zuckerfabrik Klein Wanzleben, vormals Rabbethge & Giesecke AG als Direktor ein. Ihm oblag besonders die Organisation der Zuckerrübenzüchtung und Samenvermehrung. Nach dem Tode seiner Brüder übernahm er 1935 den der Familie gehörenden landwirtschaftlichen Betrieb in Einbeck, den er 1945 nach der Enteignung des Unternehmens in Klein Wanzleben für den Wiederaufbau des Saatzuchtbetriebes in Einbeck zur Verfügung stellte. An diesem Wiederaufbau unter dem Namen Kleinwanzlebener Saatzucht, vormals Rabbethge & Giesecke AG in Einbeck hat er starken Anteil. Er wirkte mehr als fünf Jahrzehnte als Vorstandsmitglied und anschließend als Vorsitzender des Aufsichtsrates. Seine besonderen Leistungen auf organisatorischem Gebiet trugen ihm mehrere Vertrauensposten und Mandate ein. R. knüpfte vielfältige Auslandsbeziehungen und trug wesentlich dazu bei, dem Unternehmen die frühere Weltgeltung zu verschaffen. Er war Ehrendoktor der landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen, Träger des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland und Inhaber anderer hoher Auszeichnungen.

Werke: Stereochemische Studien in der Zimmtsäurereihe, Diss. Basel 1904; Hackfruchtbau, in: Centralblatt Zuckerindustrie 40, 1932, 280f.

Literatur: Reichshdb 2, 1462f. (*B); 25jährige Tätigkeit bei der Zuckerfabrik Wanzleben, in: Zs. Deutsche Zuckerindustrie 60, 1935, 518; N. N., Dr. Dr. O. R. 75 Jahre alt, in: Zs. Zuckerindustrie 5, 1955, 546; N. N., R. 80 Jahre alt, in: ebd. 10, 1960, 605; N. N., R. verst., in: ebd. 15, 1965, 97.

Bildquelle: Zucker 8, 1955, 547.

Walter Wöhlert