Schmude, Detlev
geb. 30.01.1886 Kupferberg/Schlesien,
gest. n. e.,
Hauptmann, Gründer eines Siedlungswerkes.

S. wurde nach seiner Schulzeit in den Kadettenkorps Wahlstatt, Naumburg/Saale und Großlichterfelde erzogen und war danach aktiver Offizier der Fußartillerie. Nach dem Ende des I. Weltkrieges und Internierung in Polen kam S. im Januar nach Magdeburg und wurde hier auf Veranlassung des Reichsministers für wirtschaftliche Demobilisierung und des Kriegsministeriums dem Generalkommando IV in Magdeburg unterstellt. S. erhielt den Auftrag, erste Siedlungs- und Arbeits- Freiwilligen-Korps aus demobilisierten Soldaten und Erwerbslosen aufzustellen. Im Mai 1919 begründete S. die Siedlungs- und Arbeitsgemeinschaft Neu Deutschland e.V. in Völpke, der im Januar 1920 die Heimstättengesellschaft Neu Deutschland m.b.H. mit Siedlungen im Braunkohlen- und Kali-Revier um Helmstedt an die Seite gestellt wurde. Insbesondere die erste Siedlung in Völpke erlangte nach großem propagandistischen Aufwand größere Bekanntheit. Nach dem Erlaß des Reichssiedlungsgesetzes vom 01.08.1919 wirkte S. vorübergehend (in Zusammenarbeit mit Regierungsstellen) im Raum Hannover und in Schleswig-Holstein, um die Ansiedlung demobilisierter Freikorps zu organisieren. Im Januar 1921 gelangte in Berlin der Film “Mit Hacke und Spaten zum eigenen Heim” von Hauptmann S., dem “Siedler von Völpke”, zur Uraufführung. Damit warb S. für seine Idee “Durch Arbeit zur Siedlung”. Das zweiteilige Werk zeigte die “Muttersiedlung” in Völpke, die Tochtersiedlungen in den hannöverschen und holsteinischen Mooren, sowie die angeschlossenen Industriesiedlungen in allen Teilen Deutschlands, die vielfach mit Förderung großer Unternehmen ins Leben traten. Im Januar 1921 ging die Heimstättengesellschaft Neu Deutschland m.b.H. als ein Bauverein in der Gruppe Mitteldeutsche Heimstätte, Wohnungsfürsorgegesellschaft m.b.H. in Magdeburg auf und stellte ein Mitglied des Aufsichtsrates. Bis dahin unterhielt die Heimstättengesellschaft Neu Deutschland m.b.H. im Helmstedter Revier drei Baubüros (Völpke, Beendorf, Wefensleben) und ein Hauptbüro in Ummendorf. Inzwischen waren Siedlungen in mindestens 20 Dörfern des Reviers in Angriff genommen worden oder fertiggestellt. Im Braunschweigischen hatten sich überdies ca. 5.000 Siedler dem Unternehmen angeschlossen. Nachdem das Siedlungswerk seinen Höhepunkt überschritten hatte, unternahm S. 1924/25 den Versuch, in Nordpersien Auswanderer ansässig zu machen und dort Obstplantagen und Konservenfabriken einzurichten. Das Unternehmen mißlang. Nach seiner Rückkehr war S. mindestens bis 1926 im Vorstand der von heimischen Siedlern gegründeten Ein- und Verkaufsgenossenschaft Wirtschaftshilfe tätig. In dieser Zeit engagierte er sich für die Bildung von Konsum-Genossenschaften. Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt. S. erwarb sich das Verdienst, in der schwierigen Nachkriegszeit sehr vielen demobilisierten Soldaten und Erwerbslosen ein neues Lebensziel erschlossen und damit die sehr kritische soziale Situation dieser Zeit entscheidend entschärft zu haben.

Werke: Das Gebot der Stunde. Ueber die Arbeit zur Siedlung. Aus meinen Erfahrungen unter Bergarbeitern, 1919; Durch Arbeit zur Siedlung, 1922 (*B); Ohne Heimstatt keine Heimat, in: Die Freude. Monatshefte für freie Lebensgestaltung, 1926, 289–294.

Literatur: Oskar Schabarum, Die S.’schen Siedlungen (Völpke und Umgebung), Diss. Halle 1925; Curt Julius Wolf, Von Völpke nach Teheran. Hauptmann S. über seine Erlebnisse in Persien, in: Magdeburger General-Anzeiger, März 1926 (mehrere Folgen); Alwin Gastmann, Geschichte des Dorfes Sommersdorf, 1937, 188; Gerald R. Blomeyer/Barbara Dietze, Die andere Bauarbeit. Zur Praxis von Selbsthilfe und kooperativem Bauen, 1984.

Heinz Nowak

letzte Änderung: 01.03.2005