Tischbein, Johann Heinrich Albrecht
geb. 15.11.1803 Sternberg,
gest. 22.03.1881 Rostock,
Ingenieur, Schiffbauer.

T. entstammte einer Künstlerfamilie. Er war das älteste Kind des Malers August Albrecht Christian T., der von 1804 an als akademischer Zeichenlehrer an der Universität Rostock wirkte. Nach der Schulzeit verließ T. Rostock und erlernte auf Vermittlung seines Vetters, des niederländischen Marine-Ingenieurs Gerhard Moritz Roentgen, den Beruf eines Maschinenbauers bei John Cockerill im belgischen Seraing. In der unter der Direktion Roentgens stehenden Werft der Nederlandsche Stoomboot Maatschappij auf Feyenoord/Rotterdam entwickelte er sich zum erfahrenen Schiffbauingenieur. Nach über zehnjähriger beruflicher Tätigkeit verließ er die Niederlande und begab er sich zurück nach Rostock, um nach einem kurzem Aufenthalt in seiner Vaterstadt 1837 in Magdeburg die ihm angebotene Stellung eines technischen Dirigenten in der in Gründung befindlichen Magdeburger Elbdampfschiffahrts-Compagnie anzutreten. Am 16.08.1837 konnte der unter seiner Leitung auf einer Behelfswerft am städtischen Packhof an der Elbe erbaute hölzerne Raddampfer “Kronprinz von Preußen” vom Stapel gelassen werden. Die dem Antrieb dienende Dampfmaschine und ebenso diejenigen zweier weiterer auf der Behelfswerft erbauten Dampfschiffe wurden aus den Niederlanden bezogen. T. hatte von Feyenoord den Schiffbaumeister Jan Vuyk als Mitarbeiter mit nach Magdeburg gebracht, der bis 1851 in der Maschinenfabrik Buckau blieb. 1839 konnte das erste vollständig in Buckau erbaute und ausgerüstete Elbdampfschiff in den Dienst gestellt werden. 1841 fusionierten die Magdeburger Schiffahrtsgesellschaft und ein Hamburger Unternehmen zur Vereinigten Hamburg-Magdeburger Dampfschiffahrts-Compagnie. 1846 wurde in Buckau bei Magdeburg unter T.s Leitung der erste eiserne Elbdampfer, die “Courier”, gebaut. Nachdem 1849 T. seine Stellung als technischer Dirigent der Vereinigten Hamburg-Magdeburger Dampfschiffahrts-Compagnie aufgegeben hatte, war er noch kurze Zeit in Buckau als Zivilingenieur tätig, bevor er nach Rostock zurückkehrte, wo er mit Wilhelm Zeltz an der Warnow eine Werft eröffnete, auf der 1851 und 1852 die ersten in Deutschland gebauten Seeschraubendampfer vom Stapel liefen. 1872 erbaute er den ersten Doppelschraubendampfer “Rostock”, der bis 1886 zwischen Rostock und Schweden verkehrte und noch 1925 unter italienischer Flagge nachweisbar war. T. leistete auf schiffbautechnischem Gebiet Bahnbrechendes und gilt als Pionier des Eisenschiffbaus.

Literatur: 100 Jahre Buckau-Wolf. Die Geschichte unseres Hauses von 1838 bis 1938, 1938 (*B); Harald Hückstedt, A. T. – Wegbereiter des Eisenschiffbaus in Deutschland, in Sonderdruck des Deutschen Schiffahrtsmuseums 10/1987; Frank-Peter Busch/Rolf Pfennig, A. T. schrieb ein Stück Rostocker Schiffbaugeschichte, in: Norddeutsche Familienkunde 39, Bd. 1, 1990.

Bildquelle: Manfred Beckert, Magdeburg (privat).

Manfred Beckert