Der Sohn des Magdeburger Textilkaufmanns Curt R. bestand 1925 als Schüler des König Wilhelms-Gymnasium in Magdeburg das Abitur. Nach kaufmännischer Lehre im traditionsreichen väterlichen Betrieb studierte er Volkswirtschaft an den Universitäten Halle, Wien, Cambridge (Emanuel College) und Kiel, wo er 1930 das Examen als Diplom-Volkswirt bestand. Nach weiterer kaufmännischer Tätigkeit promovierte er 1933 an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg. 1934 trat er auf Bitten seines Vaters in die Geschäftsführung des Textilhauses Peter Georg Palis in Magdeburg ein. Am 14.02.1934 wurde er in den Magdeburger Rotary-Club aufgenommen. Im selben Jahr war R., der in den 1930er Jahren in mehreren Sportarten aktiv war, Nationalspieler der deutschen Golfmannschaft gegen Schweden. Während des II. Weltkrieges – sein Bruder Hartwig war 1941 gefallen – wurde er aufgrund seiner exzellenten Kenntnisse der englischen Sprache und Landeskunde zur Dechiffrierung britischer Depeschen in Führungsgremien des Heeres (Fremde Heere West) eingesetzt, zuletzt als Offizier im Generalstab, in Umgebung von Admiral Karl Dönitz. 1945 nahm er in Schleswig- Holstein an den Verhandlungen mit General Bernhard Law Montgomery zu Fragen der britischen Militärverwaltung teil. Nach Zerstörung von Firmensitz und Elternhaus und dem Tod seines Vaters im Jahr 1945 führte R. die Firma – wenn auch in kleinerem Umfang – ab 1948 in Frankfurt/Main (Zeil 84) fort und beging dort 1960 das 200jährige Firmen-Jubiläum. 1959–75 war R. Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Frankfurt/Main, danach Ehrenvorsitzender. Von 1960 bis 1974 gehörte er der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer an. R. war 20 Jahre Vorstandsmitglied der BfA in Berlin, langjähriges Aufsichtsratsmitglied der Volksbank Frankfurt/Main und von 1952 bis 1956 Frankfurter Stadtverordneter. 1972 löste er seine Firma auf. Nachdem er bereits 1949/50 zu den Wiedergründern von Rotary–Deutschland gehört hatte und 1962/63 Governor war, unterstützte er auch 1990/9l die Wiedergründung des Magdeburger Rotary-Clubs und war bis zu seinem Tode dessen Förderer und Ehrenmitglied.

Werke: Die Seidenkramer-Innung zu Magdeburg, Diss. Halle 1933.

Literatur: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 02.10.1982 (mit Handzeichnung von E. Dittmann);  Irene Jacobi, Gütersloh (privat).

Archivalien: Archiv des Rotary-Clubs Magdeburg.

Bildquelle: Der Rotarier 50, H. 2, 2000, 11.

Wilhelm Thal

letzte Änderung: 03.03.2005