Tauentzien von Wittenberg, Bogislaw Friedrich Emanuel Graf (seit 1792)  
geb. 15.09.1760 Potsdam,
gest. 20.02.1824 Berlin,
General der Infanterie.

Der Sohn des Bogislaw Friedrich v.T., des Verteidigers von Breslau im siebenjährigen Krieg, trat in Berlin 1774 als Eleve in die Académie militaire ein. Die folgenden Jahre waren vorwiegend geprägt von Verwendungen als Adjutant beim Prinzen Heinrich sowie ab 1790 auf diplomatischem Gebiet im Gefolge von König Friedrich Wilhelm II. 1804 in den aktiven Truppendienst zurückgekehrt, befehligte T. 1806 in der Schlacht bei Jena die Avantgarde des Hohenloheschen Korps. Nach seiner Entlassung aus französischer Gefangenschaft Ende 1808 fand T. in verschiedenen Kommandeursstellungen Verwendung, ehe er 1813 Militärgouverneur für das Land zwischen Oder und Weichsel wurde. Mit diesem Kommando unzufrieden, bat er um eine Verwendung im Felde. Während der Befreiungskriege kommandierte er 1814 das preußische IV. Armeekorps bei Großbeeren und Dennewitz, nahm Torgau und Wittenberg. Nach der Abdankung Napoleons und dem Abschluß der Pariser Friedensverhandlungen mußten alle noch besetzten Festungen von den französischen und westfälischen Truppen geräumt werden. Der Gouverneur von Magdeburg, der französische General Jean Le Marois, schloß daraufhin mit T. einen Waffenstillstand ab. Vom 19. bis 23.05.1814 verließen die französischen, spanischen, holländischen, italienischen und kroatischen Truppen Festung und Stadt. Am 24.05. zog dann T. mit den preußischen Truppen und zwei russischen Kosakenregimentern unter General Ilowoiski unter dem Jubel der Bevölkerung von Magdeburg durch das Krökentor in die Stadt ein und setzte damit der siebeneinhalbjährigen Fremdherrschaft ein Ende. In einem Triumphzug ohnegleichen marschierten die Truppen über den Breiten Weg zum Neuen Markt, dem heutigen Domplatz (vgl. Gorszkowsky, 1832, 116–124). T. mußte mit dem größten Teil seiner Truppen nach fünf Tagen zur Durchführung anderer Aufgaben die Elbestadt verlassen. Für die Befreiung Magdeburgs erhielt er das Großkreuz des Eisernen Kreuzes. Zur Erinnerung an die Befreiung wurde zum 50. Jahrestag der Wiederkehr im Auftrage des Magistrats eine Siegessäule, die sogenannte “Borussia”, im Herrenkrugpark aufgestellt. Am 03.06.1814 verlieh ihm der König von Preußen den Ehrentitel “T. von Wittenberg”. 1823 wurde er Chef des 20. Infanterieregiments in Wittenberg, das bis 1918 den Namen “Infanterieregiment Graf T. von Wittenberg” (3. Brandenburgisches) Nr. 20 trug. Er starb 1824 als Gouverneur von Berlin.

Literatur: Priesdorff 3, 94–103 (B); C. von Gorszkowsky, Das Leben des Generals Grafen B. T. von Wittenberg, 1832 (B); ders., Graf B. T. von Wittenberg. General der Infanterie und Chef des 20 ten Infanterie-Regiments, 1853; Zs. Visir, H. 4, 1989.

Bildquelle: StadtA Magdeburg.

Hasso von Steuben

letzte Änderung: 01.03.2005