Hausser, Paul
geb. 07.10.1880 Brandenburg/Havel,
gest. 21.12.1972 Ludwigsburg,
SS-Obergruppenführer, Generaloberst der Waffen-SS.

Der im Kadettenkorps und an der Kriegsakademie ausgebildete H. trat nach aktiver Teilnahme am I. Weltkrieg in die Reichswehr ein und diente in verschiedenen Stellungen, bis er 1930 zum Generalmajor befördert wurde. Von 1930 bis zu seiner Verabschiedung als Generalleutnant 1932 war er Infanterieführer IV in Magdeburg. Mit dem Beitritt zum Stahlhelm begann für den in Magdeburg lebenden H. der zweite Abschnitt seiner militärischen Laufbahn. Nach dem “Röhm-Putsch” im Sommer 1934 trat er zur SS über und erhielt durch Führerbefehl den Auftrag, die  SS-Führerschule ins Leben zu rufen. Mit Aufstellung der Waffen-SS am 01.04.1940 übernahm H. die SS-Division “Das Reich”. 1942 kommandierte er das SS-Panzerkorps, ab 1944 die 7. Armee und vom Januar bis zu seiner Verabschiedung im April 1945 die Heeresgruppe G am Oberrhein. Für die Rückeroberung Charkows 1944 erhielt er als 90. Soldat das Eichenlaub zum Ritterkreuz. Den Rang eines SS-Obergruppenführers und Generalobersten der Waffen-SS erhielt außer ihm nur Sepp Diedrich, Führer der Leibstandarte “SS-Adolf-Hitler”, mit dem er im Laufe des Krieges zahlreiche Auseinandersetzungen hatte. Goebbels diktierte in sein Tagebuch: “… überhaupt ist der Führer der Meinung, daß aus der SS kein Feldherr von Format hervorgegangen sei. Weder Sepp Diedrich noch H. rechneten unter die mit großen taktischen Begabungen” (Elke Fröhlich [Herausgeber], Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Tl. II: Diktate 1941–45, Bd. 15, 649). Nach seiner Kommandoenthebung durch Adolf Hitler Anfang April 1945 wurde H. von Generalfeldmarschall Albert Kesselring als Sonderbeauftragter zur reibungslosen Kapitulation der Waffen-SS im Mai 1945 eingesetzt. Er selbst ergab sich den Amerikanern, wurde als möglicher Kriegsverbrecher angesehen und trat als Kriegsgefangener als Zeuge im Hauptkriegsverbrecher-Prozeß in Nürnberg auf. Er vertrat die Ansicht, daß die Waffen-SS nur eine kämpfende Truppe war und mit den Greueltaten und Kriegsverbrechen der anderen Einheiten nichts zu tun gehabt hätte. Bis zu seinem Tode verwandte H. viel Mühe darauf, die Rehabilitation der Waffen-SS zu betreiben, besonders im Rahmen der sogenannten Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Waffen-SS (HIAG).

Werke: Waffen-SS im Einsatz, 1953, 91977; Soldaten wie andere auch: Der Weg der Waffen-SS, 1966, 31988.

Literatur: Otto Weidinger, Bildquelle deutscher Spezialdivisionen, 1967, 1982, 180; Mark P. Gingerich, P. H. – Der Senior der Waffen-SS, in: Ronald Smelser/Enrico Syring, Die Militärelite des Dritten Reiches, 1995, 223–235 (B).

Hasso von Steuben