Ballerstedt, Gottfried Christian
geb. 22.01.1843 Pretzien,
gest. 08.04.1909 Pretzien
Steinbruchbesitzer.

B. entstammte einer Kossatenfamilie und war zunächst selbst Kossat. In den 1880er Jahren begann er mit dem Abbau und Verkauf von Steinen. Wegen ihrer Härte waren Steine aus dem Quarzitgebiet um Gommern und Pretzien sehr gefragt. Sie fanden u. a. Verwendung als Pflastersteine im Chausseebau und in vielen Städten Norddeutschlands sowie im Wasserstraßenbau, zum Beispiel beim Bau des Nord-Ostsee-Kanals und der großen Schleusen bei Brunsbüttel. 1886–88 hatten die Steinbruchbesitzer aus der Gegend um Gommern/Pretzien eine schmalspurige Eisenbahn von den Steinbrüchen bis zur Elbe bei Pretzien und bald darauf bis Gommern errichtet. Ende der 1890er Jahre betrug die Zahl der in Pretzien alljährlich befrachteten Kähne über 1.000. Daneben gingen Transporte vom Bahnhof Gommern ab. 1904 wurde das Kraftwerk Pretzien eröffnet, das die Elektroenergie für die Steinbrüche lieferte. Von den Steinbruchunternehmen, die damals dort bestanden (1897 mindestens elf; 1910 waren es 21 mit zusammen etwa 1.100 Arbeitern), hat sich die Firma Christian B. am längsten behauptet. Nach dem Tod von B. führten dessen Söhne Otto und Gustav B. den Betrieb weiter. 1963, in der dritten Generation, wurde der Steinbruchbetrieb wegen Silikosegefahr eingestellt und von nun an nur noch Sand gefördert. 1972 erfolgte die Verstaatlichung.

Literatur: Emil Meyer, Chronik der Stadt Gommern und Umgegend, 1897, 97, 208f.; Der Steinarbeiter, Nr. 11 vom 12.03.1910; Adolf Herwig, Magdeburger Heimatkunde, 1918, 92; Klaus Lehnert, In besten Zeiten jährlich 400.000 Tonnen transportiert. Erinnerungen an die Gommern-Pretziener Kleinbahn, in: Volksstimme Burg vom 16.11.1996.

Bildquelle: Maren Ballerstedt, Magdeburg (privat).

Maren Ballerstedt