Morczek, Adolf, Prof. Dr. med. habil.
geb. 04.06.1919 Maria Ratschitz (Tschechoslowakische Republik),
gest. 03.07.1973 Magdeburg,
Arzt.

Nach dem Abitur 1938 wurde M. bis 1945 zum Sanitätsdienst eingezogen und studierte 1940–45 Medizin an den Universitäten in Münster und Leipzig. 1945 erfolgte die Promotion. 1946 trat er als Assistent in die Medizinische Universitäts-Klinik Leipzig ein. 1951 wurde M. Facharzt für Innere Medizin. Seit 1950 arbeitete er in der Radiologischen Klinik der Universität Leipzig. Die Ausbildung zum Facharzt für Röntgenologie und Strahlenheilkunde schloß er 1955 ab und habilitierte über den “Einfluß der Röntgenstrahlung auf den Natrium-Kalium-Haushalt der Zelle”. Er wurde zum ersten Oberarzt der Klinik ernannt und zum Dozenten für Radiologie berufen. 1960 nahm M. den Ruf auf das Direktorat des Strahleninstituts der strahlentherapeutischen Klinik an der Medizinischen Akademie Magdeburg an. M. führte in der Strahlentherapie bösartiger Geschwülste die moderne Fraktionierung und Dosimetrie sowie die Methoden der Bewegungsbestrahlung ein. 1969/70 erfolgte die Inbetriebnahme eines Telekobaltgerätes, so daß ein Qualitätssprung in der Betreuung der Tumorpatienten in Magdeburg erreicht werden konnte. Er baute eine strahlenbiologische Arbeitsgruppe mit entsprechendem Labor auf, in der sowohl Untersuchungen an Patienten vorgenommen als auch Tierexperimente durchgeführt wurden. Schwerpunkt waren hämatologische Untersuchungen, Probleme der Reduzierung der Nebenwirkungen der Strahlentherapie und die Behandlung des Strahlensyndroms. 1963 gründete M. eine anfangs kleine nuklearmedizinische Abteilung. Seiner Initiative war es zu verdanken, daß 1968 die erste moderne leistungsfähige Szintillationskamera im Osten Deutschlands installiert wurde. Die wissenschaftliche Arbeit konzentrierte sich stets auf die klinische Strahlenbiologie sowie die Anwendung der Radioaktivität zur Diagnostik und Therapie. Daraus resultierten Buchbeiträge sowie ca. 120 Publikationen in Fachzeitschriften. 1967–71 wurde M. zum ersten Vorsitzenden der Gesellschaft für Medizinische Radiologie der DDR gewählt und organisierte und leitete in dieser Zeit die in zweijährigem Rhythmus durchgeführten Kongresse dieser Gesellschaft in Magdeburg. Er war weiterhin Mitglied der Sektion für Geschwulstkrankheiten der Akademie der Wissenschaft der DDR. Bemerkenswert ist seine Konsequenz im Lebenslauf. 1945 wurde er Mitglied der SPD. Nach der Zwangsvereinigung mit der KPD erklärte er 1948 seinen Austritt aus der SED.

Werke: Ionisierende Strahlen und der Haushalt anorganischer Kationen. Ein Beitrag zur biologischen Wirkung energiereicher Strahlen, 1957; Lokal- und Fernreaktionen des Knochenmarks unter der Einwirkung der Röntgenstrahlen, in: Radiobiologia Radiotherapia 4, 1963, 377 (mit Karl-Heinz Klare); Morphologische Veränderungen der Blutzellen, in: Hdb. der Medizinischen Radiologie, 1966, 273–302; Wirkung ionisierender Strahlen auf den biologischen Effekt von Vitaminen der B-Gruppe, in: Strahlentherapie 102, 1967, 535 (mit Dietrich Mücke); Zur kombinierten morphologisch-funktionellen Diagnostik von Erkrankungen des uropoetischen Systems mit der Szintillationskamera, in: Radiobiologia Radiotherapia 10, 1969, 785–792 (mit Hans-Jürgen Otto).

Literatur: Fs. 20 Jahre Medizinische Akademie Magdeburg 1974, 52–55 (B).

Bildquelle: *Hans-Jürgen Otto, Magdeburg (privat).

Hans-Jürgen Otto

letzte Änderung: 28.02.2005