Horn, Wilhelm
geb. 16.01.1847 Wolmirstedt,
gest. 02.10.1926 in Eichenbarleben,
Bahnbeamter, Gastwirt, Schriftsteller.

Der Sohn eines Ziegeldeckers besuchte die Volksschule und schrieb dort bereits erste Gedichte für Freunde und Bekannte. Nach der Schulentlassung blieb er in der Familie, die auf seinen Mitverdienst nicht verzichten konnte. Seine Mitgift waren Mutterwitz, Sinn und Blick für Leben und die Lust zum Fabulieren. Dem Schrankenwärter bei der Eisenbahn in Meitzendorf zertrümmerte ein Unfall die rechte Hand. H. mußte den Beruf aufgeben und übernahm als Pächter die Bahnhofswirtschaft in Ochtmersleben. Dort hatte er Gelegenheit, den “Menschen aufs Maul” und in die Seele schauen, um sie in seinen Geschichten zu verewigen. 1880 erschien im Selbstverlag sein erster Gedichtband “Ernst und Humor”, eine Sammlung mundartlicher und hochdeutscher Gedichte. 1882 folgte der zweite Band “Lütte Knospen”. Ein geplanter dritter, “Feldblumen”, wurde nicht mehr gedruckt. Sein Vierakter “Die Tochter des Geizigen” war bei Laienspielgruppen beliebt. H.s Texte sind voller Schwung, natürlicher Sprache, Originalität und Unverwechselbarkeit. Nachdem H. durch ein Augenleiden erblindet war, übersiedelte er nach Eichenbarleben. In der Gastwirtschaft “Zur Post”, die sein Sohn betrieb, erzählte er von seinem Stammplatz aus mit scheinbar ungebrochenem Humor den Gästen die Geschichten, die er nicht mehr aufschreiben konnte.

Otto Zeitke