Rocke, Gotthilf (Gotthelf) Moritz 
Ps.: Jaquette
geb. 06.12.1816 Zschortau bei Delitzsch,
gest. 28.10.1873 Calbe,
evangelischer Pfarrer, Dichter.

R. war das zweite von 13 Kindern eines Dorfschullehrers. Nach vielen Entbehrungen besuchte er ab 1832 die Lateinschule der Frankeschen Stiftungen in Halle, studierte dort von 1839 bis 1842 evangelische Theologie und kehrte anschließend als Hilfsprediger in seinen Heimatort Zschortau zurück. Ab 1848 war R. Pastor in Werbelin bei Halle und ab 1862 zweiter Prediger in Calbe. Nachdem R. sich in den ersten Jahren nach dem Studium neben seiner beruflichen Tätigkeit überwiegend mit naturwissenschaftlichen Forschungen beschäftigte, widmete er sich ab den 1850er Jahren mehr den Geisteswissenschaften, um vorwiegend religiöse Gedichte und Volksschriften zu verfassen. Unter seinem Pseudonym veröffentlichte er zahlreiche Reimgedichte über die Heimat und über bemerkenswerte geschichtliche Ereignisse. In den letzten Lebensjahren galt sein besonderes Interesse der Regionalgeschichte. Als Abschluß dieser Studien schrieb er kurz vor seinem Tod die “Geschichte und Beschreibung der Stadt Calbe an der Saale”, die erst im Jahr nach seinem Tod im Druck erschien. Darin enthalten sind auch Beschreibungen des Erzbistums Magdeburg und der Calbenser Kirchen. In der mit einigen Ungenauigkeiten und leichtfertigen Deutungen versehenen Chronik sind um so bemerkenswerter seine fundierten Ausführungen über Calbes schlechtes Trinkwasser, das mehrfach Auslöser von Cholera-Epidemien war. Er selbst war das letzte Opfer der Cholera in Calbe.

Werke: Geistige Wallfahrt des Christen mit seinem Erlöser durch die Zeit der Fasten bis zum Pfingstfeste, 1847; Gotteswort in der Spinnstube, 1852; Saitenspiel dem Herrn, 1852, 21866; Schulzenhannchen, 1853; Psalterlust, 1854; Ev. Katechismuslehre in Entwürfen, 1856, 21868. 

Literatur: Franz Brümmer, Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten, Bd. 3, 41895, 330.

Archivalien: AKPS: Rep. A, Spec. P, R 170 (PA).

Hanns Schwachenwalde

letzte Änderung: 03.03.2005