Priegnitz, Wilhelm Franz Werner |
P. war ein Sohn des Buchhalters und Kaufmanns Wilhelm P., der in Magdeburg eine Großhandlung für Farben, Rostschutz und elektrotechnische Bedarfsartikel führte. P. besuchte das Realgymnasium seiner Heimatstadt, die Handelsrealschule in Dessau und das Polytechnikum Köthen. 1915 zog er als Freiwilliger in den I. Weltkrieg und war Angehöriger eines Lichtmeßtrupps. Nach Kriegsende trat der ausgebildete Kaufmann in das väterliche Geschäft ein. 1926–33 war P. Werbeleiter der Deutschen Lufthansa AG und der Deutschen Kabelwerke AG in Berlin. 1927–32 erhielt er ständigen Privatunterricht im Zeichnen, Aquarellieren und Radieren bei Hans Adolf Heymann, Lehrer für Komposition an der Reimann-Schule. Danach lebte er wieder als Kaufmann in Magdeburg, zunächst als Mitinhaber, nach dem Tod des Vaters 1937 als alleiniger Inhaber des Geschäftes Wilhelm Priegnitz & Sohn. Während des II. Weltkrieges war P. Ausbilder für den Luftschutz-Warndienst in Belgien. Später übte er eine leitende Funktion bei der Luftschutz-Warnzentrale in Magdeburg aus. Nach dem Krieg stellte er sich die Aufgabe, aus den Trümmern seiner Heimatstadt wertvolle Architekturteile und Skulpturen zu bergen und sicherzustellen. So erwarb er sich 1947 große Verdienste bei der Wiederentdeckung der mittelalterlichen Halle an der Buttergasse. Bei seinen Streifzügen durch zerstörte Häuser und verschüttete Keller nutzte der Autodidakt sein künstlerisches Talent zur zeichnerischen Aufnahme der aufgefundenen Objekte sowie zu Rekonstruktionsversuchen historischer Gebäude und Straßenzüge. 1948 wurde P. Leiter der Abteilung Inventarisation bei der von ihm mitbegründeten Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der Vor- und Frühgeschichte Magdeburgs. Seine Tätigkeit als Maler, die er 1945–48 als Hauptberuf ausgeübt hatte, wurde nun zum Nebenberuf. P. widmete sich nicht nur der Erforschung der Stadtgeschichte, sondern auch der Verbreitung der gewonnenen Erkenntnisse. Ungezählt sind seine Publikationen in den Tageszeitungen, im Magdeburger Kulturspiegel, in der MZ am Wochenende, seine Stadtführungen und Vorträge zu stadtgeschichtlichen Themen. In diesem Sinne wirkte er auch beim Chefarchitekten des VEB Hochbauprojektierung Magdeburg und bis 1969 als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Kulturhistorisches Museums Magdeburg. 1958–61 war er im Auftrag des Museums an der Entstehung eines historischen Modells beteiligt, das die Stadt Magdeburg um 1600 zeigt. Allein dafür lieferte er nahezu 300 Zeichnungen.
Werke: Werner Steinhausen. Sein Lebensbild, seine Familie und seine nächsten Verwandten, 1937; Reste des alten Handwerksbrauches der Fugenritzung in der Altstadt Magdeburg, Ms. 1950; (Ill.) Das Magdeburger Stadtbild in 6 Jahrhunderten, 1961; Die Altstadt Magdeburg um 1600. Ein Führer zum Stadtmodell, 1962; Der Markt der Frühzeit und die Gründung Ottos I. 965 in Magdeburg, 1965; Die Geschichte des Elbbrückenzuges in Magdeburg, 1965; Magdeburger Ansichten des 16. und 17. Jahrhunderts, o. J.; Historische Modeformen in und um Magdeburg, Ms. 1965 (StadtA Magdeburg); Hochwasser in historischer Zeit und Ermittlungen über frühe Pegel, Ms. 1968 (StadtA Magdeburg).
Nachlaß: Hans-Christoph P., Magdeburg.
Literatur: Der Neue Weg vom 27.07.1961.
Archivalien: StadtA Magdeburg: Rep. 12, P 24; Rep. 41/1122.
Bildquelle: *Hans-Christoph P., Magdeburg (privat).
Maren Ballerstedt
letzte Änderung: 03.03.2005