Artelt, Karl
geb. 31.12.1890 Magdeburg,
gest. 28.09.1981 Halle,
Maschinenschlosser, Parteifunktionär, Kaufmann.

Der Sohn eines Maschinisten in Magdeburg-Salbke erlernte 1904–08 bei der Firma Wolf in Magdeburg-Buckau den Beruf eines Maschinenschlossers. 1908 trat er der SPD bei. Als Matrose des deutschen Ostasiengeschwaders von 1911–13 wurde A. Augenzeuge der bürgerlichen Revolution in China. Bei Ausbruch des I. Weltkrieges wurde er nach Kiel als Maschinenbauer in die Germania-Werft abkommandiert. An der Spitze einer Streikleitung forderte er 1917 vor vierzigtausend Menschen auf dem Kieler Wilhelmsplatz eine bessere Versorgung. Nach Erfüllung der Forderungen wurde A. von einem außerordentlichen Kriegsgericht zu sechs Monaten Festungshaft (bis Ende 1917) in Groß-Strehlitz/ Oberschlesien verurteilt. Dort schloß er sich sehr eng einer Gruppe belgischer und französischer Journalisten und Politiker an. Am 03.11.1918 rief A. in Kiel vor vor mehreren tausend Menschen zur Beendigung aller Kriegshandlungen auf. Am Morgen des 04.11.1918 wurde A. in der Kaserne der Torpedobootdivision zu Kiel zum Vorsitzenden des ersten Arbeiter- und Soldatenrates in Deutschland gewählt. In dieser Funktion überbrachte er in einem Pkw mit roter Fahne dem kaiserlichen Gouverneur von Kiel, Admiral Wilhelm Souchon, die revolutionären Forderungen. Am 05.11.1918 erfolgte seine Wahl zum ersten Vorsitzenden des Obersten Soldatenrates der Ostseestation Kiel. Schon bald aber geriet er mit Gustav Noske in Konflikt über die weitere politische Entwicklung in Kiel und im Reich (Räterepublik oder parlamentarische Demokratie). So stellte er die Vertrauensfrage, die er mit wenigen Stimmen gegen den neuen Gouverneur von Kiel und späteren Reichswehrminister Noske verlor. Nach seiner Rückkehr nach Magdeburg gehörte A. im Februar 1919 zu den Mitbegründern des Ortsverbandes der KPD. Beim Einmarsch General Georg Maerckers in Magdeburg im April 1919 hielt A. auf dem Domplatz eine Rede zur Sicherung der demokratischen Rechte. Nach diesen Ereignissen floh A. und tauchte, anfangs unter falschem Namen, in Nebra/Unstrut unter. Zwischen 1920 und 1923 nahm er u. a. an der Abwehr des Kapp-Putsches sowie an den Märzkämpfen 1921 in Mitteldeutschland. teil. Auf Empfehlung Wilhelm Piecks, den A. 1919 in Leipzig kennenlernte, fungierte er als Bezirk-Sekretär der KPD in Bielefeld, Zwickau und Kassel. Mitte der 1920er Jahre erfolgte dann sein Rückzug aus dem politischen Leben. Er wurde Handelsvertreter und arbeitete später bis 1945 als Kaufmann in Nebra. Nach dem Ende des II. Weltkrieges wurde A. als einer der Initiatoren der Vereinigung von KPD und SPD zur SED im Kreis Querfurt und wurde dort 1. Sekretär. In den 1960/70er Jahren referierte der inzwischen hoch dekorierte A. in Betrieben, Schulen etc. über seine bewegte revolutionäre Vergangenheit in Kiel und Mitteldeutschland.

Werke: Lothar Popp, Ursprung und Entwicklung der November-Revolution 1918. Wie die deutsche Republik entstand, 1918 (mit K. A.).

Literatur: Dirk Dähnhardt, Revolution in Kiel. Der Übergang vom Kaiserreich zur Weimarer Republik 1918/1919, 21984;  Familienunterlagen Karl A., Magdeburg (privat).

Bildquelle: *ebd.

Karl Artelt

letzte Änderung: 04.04.2005