Gillhoff, Johannes Heinrich Carl Christian
geb. 24.05.1861 Glaisin/Mecklenburg,
gest. 16.01.1930 Parchim,
Lehrer, Schriftsteller, Sprachforscher, Redakteur.

G., Sohn des Lehrers Gottlieb G., bestand 1876 die Aufnahmeprüfung zum Präparandum, besuchte ab 1881 das Lehrerseminar in Neukloster und war seit 1888 als Lehrer in Parchim tätig. Schon früh sammelte G. umgangssprachliche Wendungen und legte damit den Grundstein für seine niederdeutsche Sprachforschung, die durch ein enges Verhältnis zu dem um die mecklenburgische Sprachforschung verdienten Schriftsteller Richard Wossidlo befördert wurde. 1889 wurde G. Mitglied des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. Seine Sammlung plattdeutscher Rätsel war die Grundlage für sein 1892 herausgegebenes Buch “Das mecklenburgische Volksrätsel”. Nach umfangreicher Reisetätigkeit, die auch der Sprachforschung diente, legte er 1896 in Schwerin die Mittelschullehrerprüfung sowie ab 1898 das Rektoratsexamen in Magdeburg ab und übernahm 1907 am Lehrerseminar Genthin (dem heutigen Bismarck-Gymnasium) eine Stelle als Seminarlehrer. Seinen Roman “Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer”, der auf tatsächlichen brieflich übermittelten Erlebnissen von Auswanderern seines Heimatdorfes beruht, schrieb G. in Genthin, wo er das Manuskript 1916 beendete. Der Roman erschien als Übersetzung auch in skandinavischen Ländern und in den USA. Mit der Versetzung in den Ruhestand verlegte G. 1924 seinen Wohnsitz nach Ludwigslust und war bis zu seinem Tod Mitherausgeber der Mecklenburgischen Monatshefte, einer seit 1924 dort erscheinenden Zeitschrift für heimatliche Kunst und Kultur. G. wurde bekannt durch Dramen, Erzählungen, Lyrik, z.T. in plattdeutsch. Seit 1980 wird jährlich der vom Neffen Gerhard G. 1978 gestiftete Johannes-Gillhoff-Preis vom Kulturkreis Mecklenburg e.V. in Hamburg an Schriftsteller, Pädagogen, Schauspieler, Bibliothekare und Literaturwissenschaftler verliehen, die sich um die plattdeutsche Sprache verdient machen.

Werke: Mecklenburgische Idiotismen, 1889; Bilder aus dem Dorfleben, 1905; Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer, 1917, 141996.

Nachlaß: Museum Gillhoff-Stuv, Glaisin; Teil-Nachlaß Gillhoff-Gedenkstätte Parchim.

Literatur: DBE 4, 9; Kosch LL 6, 336f.; Killy 4, 158f.; Friedrich Griese (Hg.), Ein Lebensbild. J. G., 1940; Gerd Lübke, Jürnjakobs Vater. Leben und Werk des mecklenburgischen Dichters J. G., 1974; Jürgen Borchert, J. G. Ein literarisches Programm über Leben und Werk J. G.s, 1982; Hartmut Brun (Hg.), Ein Lesebuch. J. G., 1988, 21991; John Kreutzmann, Stadt Genthin – Ein nichtalltägliches Geschichtsbuch, 1995, 103 (B).

Bildquellen: *StadtA Genthin;  Kalender Volkstum und Heimat für das Land Jerichow 1938, 91.

Gabriele Deutschmann

letzte Änderung: 28.09.2004