Rademacher, Erich (genannt Ete)
geb. 09.06.1901 Magdeburg,
gest. 02.04.1979 Stuttgart,
Versicherungskaufmann, Schwimmsportler.

R. gehörte in den 1920er Jahren neben Arne Borg, Johnny Weißmüller, Gertrude Ederle, Andrew Murray und Paoa Kahanamoku zum “Goldenen Sextett” der Weltschwimmelite. Im Magdeburger Schwimmverein Hellas 1904 (Hellas 1904) stellte R. in etwa 20 Wettkampfjahren 30 Weltrekorde im Brustschwimmen auf, z. B. 1920 Berlin über 400 m 6:29,5 min., 1921 Wien über 400 m 6:12,8 min., 1922 Amsterdam über 200 m 2:54,4 min., 1923 Göteborg über 400 m, 1924 Budapest über 200 Yard (182,88 m) 2:35,6 min. 1924 hielt er alle Brust-Weltrekorde über die 100, 200, 400 und 500 m-Strecken. Weitere Weltrekorde errang er 1925 in Leipzig über 100 m Brust 1:15,9 min., 400 m 6:05,0 min. und 500 m 7:40,8 min., 1926 in New Haven über 400 m 5:50,2 min. und 1927 in Brüssel über 200 m 2:48,0 min. Außerdem erzielte er in Bologna EM-Gold in 100 m Brust. Deutscher Meister in 100 m Brust war er 1919 bis 1921 und 1923 bis 1927 achtmal. Bei den IX. Olympischen Sommerspielen 1928 in Amsterdam holte er eine Goldmedaille im Wasserball und eine Silbermedaille über 200 m Brust in 2:50,6 min. Bei den X. Olympischen Sommerspielen in Los Angeles 1932 erkämpfte er eine Silbermedaille als Torwart im Wasserball. Es war bedauerlich, daß in R.s Wettkampfzeit die Olympischen Spiele für ihn 1920 in Antwerpen und 1924 in Paris nicht zugänglich waren, weil Deutschland nach dem I. Weltkrieg von den Olympischen Spielen ausgeschlossen war. R.s Leistungen lagen zu diesem Zeitpunkt über 200 m Brust um 10 sec. und über 400 m Brust um 26,3 sec. unterhalb des Olympiasieges. R. galt in seiner aktiven Zeit als Deutschlands bester Schwimmer. Von seinem ersten Sieg 1913 in der Knabenstaffel von Hellas 1904 über viele regionale, nationale und besonders internationale Meistertitel zeigte seine Wettkampfbilanz am Ende seiner aktiven Laufbahn die kaum vorstellbare Zahl von insgesamt 998 Siegen. Durch seine Schwimm-Tourneen (1926 USA, 1927 Japan) hat er viel für den deutschen Schwimmsport geleistet. Sein Bruder Joachim R., genannt Aki (geb. 20.06.1906 Magdeburg, gest. Oktober 1970 Dortmund, Kaufmann) war ebenfalls ein leistungsstarker Schwimmer und Wasserballspieler bei Hellas 1904. Er erreichte u. a. 1926 den Titel Deutscher Vizemeister in 1.500 m Freistil, Deutscher Meister in 3 ´ 100 m Brust (mit Karl Kummert und seinem Bruder Erich), Europameister in 4 ´ 200 m Kraul (mit Friedrich Berges, Herbert Heinrich und August Heitmann, der letztere vom Magdeburger Schwimmclub 1896) und EM-Bronze über 1.500 m Freistil in Budapest. 1927 wurde er Deutsche Meister in 1.500 m Freistil und 3 ´ 100 m Brust (mit Karl Kummert und Erich), in Bologna gewann er EM-Bronze in 1.500 m Freistil. Bei den IX. Olympischen Sommerspielen erkämpfte er eine Gold- und bei den X. Olympischen Sommerspielen eine Silbermedaille im Wasserball.

Literatur: Hippolyt Graf von Norman (Hg.), Deutsches Sportlexikon, 1928, 223; Beckmanns Sportlexikon A-Z, 1933, Sp. 1814f. (B); Alfred Petermann (Hg.), Sportlexikon, 1969, 472; Monatliche Nachrichten, hg. von der Ortsgruppe Deutscher Reichs-Ausschuß, Nr. 9, 1928; ebd., Nr. 10, 1928; Nachruf, in: Hellas-Nachrichten, Nr. 1, 1979; Wolfgang Pahnke/Norbert Heise, Schwimmen in Vergangenheit und Gegenwart, Bd. 1, 1979, 133, 135–137, 188–190, 202, 209f.; Volker Kluge, Die Olympischen Spiele von 1896–1980 – Namen, Zahlen, Fakten, 1981, 115f., 134; Aufzeichnungen Arbeitsgruppe Sport, Mss. 1998/99 (KHM Magdeburg); Hellas Nachrichten, Sonderdruck 1994; Sammlung Wolfram Weigert, Holzkirchen (privat).

Bildquelle: *Fritz Merk (Hg.), Deutscher Sport, Bd. 1.

Norbert Heise

letzte Änderung: 03.03.2005