König, René, Prof. Dr. phil.
geb. 05.07.1906 Magdeburg,
gest. 21.03.1992 Köln,
Soziologe, Hochschullehrer.

Der Sohn des deutschen Ingenieurs Gustav K. und der Französin Marguerite K., geb. Godefroy LeBoeuf, lebte bis 1910 in Magdeburg, von 1914–1922 in Halle und danach bis zum Abitur 1925 in Danzig. Dazwischen lagen Reisen und Schulbesuche im europäischen Ausland. Dem Studienbeginn in Wien folgte 1926 der Wechsel an die Berliner Universität. 1929 wurde K. in den Fächern Philosophie, Romanistik und Ethnologie promoviert. Regelmäßige Studienaufenthalte in Paris schlossen sich an. 1937 emigrierte K. vor dem Nationalsozialismus in die Schweiz. Die bei Alfred Vierkandt in Berlin angemeldete Habilitation verwirklichte er 1938 in Zürich. Bis 1947 war K. dort Privatdozent, dann Honorarprofessor. Von 1949 bis zu seiner Emeritierung 1974 wirkte er als Nachfolger Leopold von Wieses als ordentlicher Professor für Soziologie an der Universität Köln. Die herausragende Bedeutung K.s gründet in der Vielfalt des Oeuvres und der Aktivitäten. Er befaßte sich sowohl mit soziologisch anschlußfähigen Themen aus Kunstwissenschaft, Völkerkunde, Philosophie als auch mit einer Fülle genuin soziologischer Inhalte – Familie und Gemeinde, Universität, Arbeitswelt, Freizeit, Mode und Konsum, Selbstentfremdung und Vorurteile. Sein Ziel war, die Soziologie als Gegenwartswissenschft zu konzipieren und anhand von Einzelphänomenen allgemein gesellschaftliche Gegebenheiten, Strukturen und Mechanismen sichtbar zu machen. Er hat dieses Anliegen in über 700 Schriften zum Ausdruck gebracht. Obgleich selbst kein Empiriker, vermochte er es, auch diesem Teilgebiet zum Durchbruch zu verhelfen und verbindliche methodische Standards für die Erfassung sozialer Realität zu setzen. Der nachhaltigen Kodifizierung des Faches dienten zudem die von ihm vorgelegten Lehrbücher, Lexika und mehrbändigen Handbücher. Sein Bemühen um Kommunikation innerhalb der Disziplin fand Ausdruck in der langjährigen Tätigkeit als Herausgeber der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Hinzu trat ein starkes Engagement für den Aufbau der Soziologie in Westdeutschland, deren Reputation durch K.s Präsidentschaft der International Sociological Association (1962–66) befördert wurde. Ein weiteres Zeichen seiner kosmopolitischen Orientierung sind die vielzähligen Gastprofessuren, Forschungsaufenthalte und Veröffentlichungen im Ausland. Als weltoffener, sprachbegabter Intellektueller ist es K. gelungen, sein wissenschaftliches Werk um literarische Übersetzungen und schriftstellerische Essays anzureichern und das eigentliche Fachgebiet interdisziplinär zu erweitern.

Werke: Fischer Lexikon Soziologie, 1958; Hdb. der empirischen Sozialforschung (14 Bde), 1962ff.; Soziologische Orientierungen, 1965; Soziologie in Deutschland, 1987.

Nachlaß: Universität Köln, Forschungsinstitut für Soziologie.

Literatur: Bio Hdb Emigr 2, 1983; Heine von Alemann/Hans Peter Thurn (Hg.), Soziologie in weltbürgerlicher Absicht. Fs. für R. K. zum 75. Geburtstag, 1981; Heine von Alemann/Gerhard Kunz (Hg.), R. K. Gesamtverzeichnis der Schriften, in der Spiegelung von Freunden, Schülern, Kollegen, 1992 (W, B).

Barbara Dippelhofer-Stiem

letzte Änderung: 09.02.2005