Nißler, Karl Ludwig, Prof. Dr. med. habil.
geb. 13.02.1908 Elkershausen,
gest. 10.08.1987 Magdeburg,
Arzt.

N. war Sohn eines Handwerksmeisters. Er besuchte die Ober-Realschule in Höchst und machte dort 1927 sein Abitur. Seit dem 14. Lebensjahr war er ein begeisterter Geräteturner, der 30 Diplome bei Schüler- und Studentenmeisterschaften errang. In Frankfurt/Main studierte N. Medizin, legte 1932 sein Staatsexamen ab und promovierte im gleichen Jahr mit Auszeichnung. 1933 wurde er Pflichtassistent am Strahleninstitut in Frankfurt/Main. Ab 1934 erhielt er seine pädiatrische Ausbildung unter Alfred Nitschke in Berlin-Lichtenberg, unterbrochen durch eine kurze Tätigkeit als Schiffsarzt. 1938 folgte er Nitschke als Oberarzt an die Universitäts-Kinderklinik Halle, übernahm ab 1939 die Leitung der Schwesternschule, wurde in Nachfolge von Friedrich Lehnerdt Chefarzt der Kinderklinik des St.-Barbara-Krankenhauses in Halle und ab 1946 auch der Abteilung Kindertuberkulose in Dölau. Gleichzeitig übernahm er kommissarisch die Leitung der Universitäts-Kinderklinik Halle. 1948 erfolgte die Habilitation, 1950 erhielt er die Professur. Er veröffentlichte bedeutungsvolle Arbeiten zum Wasser- und Mineralhaushalt und zur parenteralen Ernährung von dystrophen Säuglingen. 1953 wurde N. zum Direktor des Städtischen Kinderkrankenhauses in Magdeburg berufen. 1954 war er Mitglied des Gründungssenates der Medizinischen Akademie Magdeburg, 1954–58 Prorektor und von 1958 bis 1962 Rektor. Unter N. wurden die vorklinischen Institute und weitere Hochschul-Kliniken gegründet, die Kinderklinik 1963 um einen Hörsaaltrakt erweitert, die Ambulanz 1967 und das Frühgeborenenzentrum 1972 errichtet. Er förderte den Aufbau einer städtischen Kinderabteilung im Krankenhaus Magdeburg- Südwest, deren Chefarzt sein bisheriger Oberarzt Fritz Meinhard wurde. N. erwarb sich große Verdienste um die Senkung der Säuglingssterblichkeit im Bezirk Magdeburg durch personelle und räumliche Verbesserungen der kinderärztlichen Versorgung in regionalen Krankenhäusern. Er war mehrfach Vorsitzender der Sächsisch-Thüringischen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Vorsitzender der Gesellschaft für Pädiatrie der DDR. 1959 wurde N. Verdienter Arzt des Volkes. Im gleichen Jahr erhielt er die Hufeland-Medaille. 1973 erfolgte seine Emeritierung.

Werke: Zum Problem der abszedierenden Pneumonie, in: Monatsschrift für Kinderheilkunde 104, 1956, 356 (mit Elisabeth Plassmann); Zur Frage der Methämoglobinbildung durch Langzeitsulfonamide, in: Medizinische Klinik, Bd. 58, 1963, 1640 (mit Wilhelm Thal); Die Kinderklinik, in: Fs. 10 Jahre Medizinische Akademie Magdeburg, 1964, 74–78.

Literatur: Helmut Schramm, Prof. K. N., Diplomarbeit Magdeburg 1983; Wilhelm Thal, Prof. K. N., in: Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 9, Nr. 1, 1998, 46–48.

Bildquellen: Universitäts-Kinderklinik Magdeburg; *Sammlung Wilhelm Thal, Zerbst (privat).

Wilhelm Thal

geändert: 09.06.2004