Vogel, Reinhold
geb. 09.10.1893 Ummendorf,
gest. 12.06.1964 Ummendorf,
Angestellter, Bürgermeister.

Der Sohn eines Maurermeisters besuchte vor dem I. Weltkrieg eine private Baufachschule in Holzminden, schloß diese als Techniker ab, um eine Laufbahn im Baugewerbe einzuschlagen. V. wurde während des Krieges schwer verwundet, kehrte beinamputiert heim und schloß sich alsbald der SPD an. Er wurde als Gemeindekassen-Rendant und Ortssteuereinnehmer angestellt und übernahm 1919 zusätzlich die Arbeit eines Sachbearbeiters für Siedlungswesen in Ummendorf. Im April 1920 wurde V. zum Bevollmächtigten der Rentengutssache gewählt, und war in der Folge mit der Aufsiedlung der Domäne Ummendorf und der kommunalen Entwicklung des Dorfes befaßt. In der Kommunalwahl vom Mai 1924 wurde V. zum Gemeindevorsteher gewählt. Die in den Jahren seiner Tätigkeit in Ummendorf geleistete Aufbauarbeit hat er selbst in einer Ortschronik ausführlich beschrieben und belegt. Der Antifaschist wurde 1933 seines Amtes enthoben und lebte danach als Steuerberater und Invalidenrentner in Ummendorf. Der Schwerkriegsbeschädigte wagte es im April 1945, mit zwei Begleitern weit vor dem Ortseingang Ummendorf der US-Armee zu übergeben, um Schaden von seiner Heimat abzuwenden. V. wurde alsbald zum Bürgermeister bestellt, war in dieser Zeit Delegierter der SPD zu den Kreis- und Landeskonferenzen, auf denen die Vereinigung der Arbeiterparteien beraten wurde. Im Spätsommer führte V. die Bodenreform in einem Minimalprogramm durch und trat Ende September 1945 von allen Ämtern zurück. Denunziert, wurde V. im Winter 1945 verhaftet und erst am Jahresende wieder freigelassen. In seinen letzten Lebensjahren förderte er die Entwicklung des erst 1953 wieder eröffneten Museums in Ummendorf und wirkte in dem 1957 zusammengetretenen Arbeitskreis Heimatforschung Börde-Holzland mit. V. war auch kirchlich gebunden und gehörte langjährig dem Kirchenrat in Ummendorf an. Die Einrichtung der Schule in der Burg (1924), die Bereitstellung von Räumen für das neue Vereinsmuseum (1924), die Einführung der ländlichen Pflicht- Fortbildungsschule für Jungen (1924) und für Mädchen (als erste im Regierungsbezirk Magdeburg 1927), der Bau einer Wasserversorgung im Dorf, Straßen- und Siedlungsbauten, Grünanlagen u. a. sind bleibende Denkmale eines unermüdlichen, uneigennützigen Menschen.

Werke: Ummendorf, unsere Dorfgeschichte (6 Bde), Ms. 1960.

Literatur: Heinz Nowak, Einige Daten und Protokolle zu R. V., Ms. o. J. (Börde-Museum Ummendorf).

Bildquelle: Börde-Museum Ummendorf.

Heinz Nowak

letzte Änderung: 28.09.2004