Schrader, Heinrich Christian Wilhelm, Dr.
phil., Dr. mult. h.c. |
Der Vater, Kantor in Harbke bei Helmstedt, erteilte S. den ersten Unterricht, danach besuchte er das Gymnasium in Helmstedt, legte das Abitur aber in Halberstadt ab. Da sein vorzügliches Interesse den klassischen Sprachen galt, bezog er 1836 die Universität Berlin, um Klassische Philologie und Philosophie zu studieren. Nach zwischenzeitlicher Hauslehrertätigkeit in Suderode/Harz setzte er seine Studien in Berlin fort, promovierte 1843 und wurde 1846 als Konrektor an das Gymnasium in Brandenburg berufen. Die revolutionären Ereignisse von 1848 regten S. an, politisch tätig zu werden. Als gewähltes Mitglied gehörte er bis Ostern 1849 dem rechte Zentrum des Frankfurter Reichsparlaments an. 1853 wurde S. Gymnasialdirektor in Sorau und 1856 Provinzial-Schulrat in Königsberg. Dort wirkte er drei Jahrzehnte lang in hervorragender Weise als konservativer Schulmann und beteiligte sich durch die Gründung eines konservativen Provinzialvereins sowie durch seine Mitwirkung in der ostpreußischen Provinzialsynode, die ihn dreimal zu ihrem Vorsitzenden wählte, ab 1873 auch rege am kirchlich-synodalen Leben. 1883 wurde er zum Kurator der Universität Halle-Wittenberg berufen, die auf seine Initiative hin und unter seiner Leitung in baulicher Hinsicht Erweiterungen und Verbesserungen erfuhr, u. a. durch die Errichtung des Auditorien- u. Seminargebäudes (Melanchthonianum). 1894 publizierte er eine zweibändige “Geschichte der Friedrichs-Universität zu Halle”. Für seine Verdienste wurde S. mehrfach mit Ehrendoktorwürden versehen, so 1881 durch die Theologie, 1894 durch die Medizin und 1902 durch die juristische Fakultät der Universität Halle.
Werke: Erziehungs- und Unterrichts-Lehre 1868, 51893; Verfassung der höheren Schulen 1878, 31889; Erfahrungen und Bekenntnisse, 1900.
Literatur: BioJb 13, 1910; Christian Krollmann (Hg.), Altpreußische Biographien, Bd. 2, 1967, 633f.; Heinrich Best/Wilhelm Weege, Biographisches Hdb. der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, 1996, 304.
Bildquelle: *Universitätsarchiv Halle: Rep. 40 Nr. VII, 1 Nr. 939.
Hans-Eberhard Sika