Piatscheck, Albrecht Konrad, Dr.-Ing. E.h.
geb. 28.06.1872 Gerstewitz bei Weißenfels,
gest. 05.09.1951 Stuttgart,
Bergingenieur, Markscheider, Bergwerksdirektor.

P., Sohn eines Betriebsinspektors und späteren Bergwerksbesitzers, studierte nach der in Leipzig bestandenen Reifeprüfung von 1892 bis 1896 an der Bergakademie Freiberg Bergbau und Markscheidewesen. Danach nahm er seine erste Tätigkeit als Betriebsingenieur bei der Gewerkschaft des Braunkohlenbergwerks Brühl auf. 1898 bewarb er sich um eine Stellung bei den Anhaltischen Kohlenwerken und wurde als eben 26jähriger in den Vorstand berufen. Schon 1901 wechselte er als Bergwerksdirektor zur Gewerkschaft Vereinigte Ville, um hier einen Tagebau aufzuschließen und die damals größte Brikettfabrik zu errichten. Nach fast dreijähriger Abwesenheit vom mitteldeutschen Revier nahm P. 1903 seine Tätigkeit als Vorstandsmitglied der Anhaltischen Kohlenwerke wieder auf. Von 1909 bis 1921 leitete er das gesamte Unternehmen als Generaldirektor. Trotz überragender technischer u. wirtschaftlicher Erfolge war es P. nicht vergönnt, die Anhaltischen Kohlenwerke nach dem I. Weltkrieg noch lange zu leiten. Die Eigentumsverhältnisse hatten sich verändert, und damit war auch eine andere Unternehmenspolitik verbunden, die er glaubte nicht verantworten zu können. In den Organisationen des Bergbaus war P. ein überzeugter Verfechter der Vereinsarbeit. Schon seit 1904 gehörte er dem Vorstand des Deutschen Braunkohlen-Industrie- Vereins (DBIV) an, dessen Vorsitzender er 1921–33 war. Während dieser Zeit konnten sich der DBIV und die mit ihm in Personalunion ihrer Organe verbundenen zentralen Vereinigungen des mitteldeutschen Braunkohlenbergbaus in freiheitlicher, durch keinerlei parteipolitische Eingriffe gestörter Selbstverwaltung zu einem der größten und angesehensten bergbaulichen Verbände entwickeln. In Anerkennung seiner Verdienste um die Gewinnung und Verwertung der deutschen Braunkohle und um die Errichtung der Braunkohlenstiftung und des Braunkohlenforschungsinstituts an der Bergakademie Freiberg haben ihm der Sächsische Staat und die Akademie die Würde eines Dr.-Ing. E.h. (1921) und die eines Ehrensenators (1924) verliehen. Nach dem II. Weltkrieg, als es galt, die ersoffenen Gruben und die beschädigten Brikettfabriken wieder in Gang zu bringen, stellte sich der schon 73jährige abermals zur Verfügung.

Werke: Aus der Braunkohle, 1937.

Literatur: Georg Wenzel, Deutsche Wirtschaftsführer, 1929; Carl Schiffner, Aus dem Leben alter Freiberger Bergstudenten, Bd. 2, 1938, 280; Wilhelm de la Sauce, K. P., der Mensch und sein Werk, in: Braunkohle Wärme und Energie, H. 17/18, 1952, 317–323 (*B).

August Bornemann

letzte Änderung: 02.03.2005