Aufrecht, Emanuel, Dr. med.
geb. 13.03.1844 Loslau/Oberschlesien,
gest. 20.02.1933 Leobschütz/Oberschlesien,
Arzt.

A., Sohn jüdischer Eltern, besuchte das Gymnasium in Ratibor und studierte anfangs in Breslau, dann in Berlin Medizin. Hier promovierte er 1866 bei Rudolf Virchow über Eingeweidesyphilis und erwarb 1867 die Approbation als Arzt. Unterbrochen von seiner Militärdienstzeit war er anschließend bis 1870 Assistent von Karl Gottlieb Ludwig Schneider in Magdeburg am Krankenhaus Altstadt, nahm mit Eisernem Kreuz-Auszeichnung am Krieg 1870/71 teil und ließ sich in Magdeburg in eigener Praxis nieder. 1879 wurde er zum Leitenden Arzt der Medizinischen Klinik des Krankenhauses Altstadt gewählt und blieb in dieser Stellung bis Ende 1905, seit 1893 auch als Ärztlicher Direktor des Krankenhauses. Danach praktizierte A. wieder privat bis 1914 in Magdeburg, bis 1918 in Berlin und seit 1919 in Leobschütz. Als Facharzt für Innere Medizin galt A. als Spezialist für Nierenkrankheiten, befaßte sich aber auch, z.T. experimentell, mit der Behandlung der Lungentuberkulose und förderte vor allem die Heilstättenbewegung, z. B. die Gründung der Heilstätten Lostau und Vogelsang. A. nahm großen Einfluß auf die bauliche Ausgestaltung des Krankenhauses Altstadt und auf die Planung des Sudenburger Krankenhauses. Er bemühte sich aber auch sehr um die Anhebung des Niveaus der Krankenpflege, so als Lehrbuchautor und als Lehrer, u. a. am Rotkreuzmutterhaus Kahlenbergstiftung, sowie 1903 als Gründer des Vereins Magdeburger Schwestern. 1881-87 gab er in Magdeburg die Zs. Pathologische Mittheilungen heraus und war ab 1894 langjähriger Mitarbeiter an Hermann Nothnagels einflußreicher Buchreihe „Specielle Pathologie und Therapie“. Seit 1869 Mitglied der Medizin Gesellschaft zu Magdeburg, wählte ihn diese 1914 zum Ehrenmitglied.

Werke: Ueber das Magdeburger Krankenhaus, in: Hermann Rosenthal (Hg.), Fs. für die Mitglieder und Theilnehmer der 57. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte, 1884, 305–318; Zur Verhütung und Heilung der chronischen Lungentuberkulose, 1898; Anleitung zur Krankenpflege, 1898; Die Lungenentzündungen, 1899, 21919; Pathologie und Therapie der Lungenschwindsucht, 1905, 21913; Pathologie und Therapie der Arteriosklerose, 1910; Pathologie und Therapie der diffusen Nephritiden, 1918; Kenntnis und Behandlung innerer Krankheiten, 1928.

Literatur: August Hirsch (Hg.), Biogr. Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker (vor 1880), Bd. 1, 1884, 244; Julius Pagel (Hg.), Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des 19. Jahrhunderts, 1901, 60 (B); Rudolf Habs, Geschichte der Medizinischen Gesellschaft in Magdeburg, gegründet am 29. März 1848. Eine Festgabe zu ihrem 80jährigen Bestehen, 1928, 15–22; Manfred Bäse, Die Tuberkulose und ihre Bekämpfung in Magdeburg, Diss. Magdeburg 1963; Horst-Peter Wolff, A., E., in: Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte, 1997, 7.

Bildquelle: Sammlung Horst-Peter Wolff, Qualzow (privat).

Horst-Peter Wolff

 letzte Änderung: 08.01.04