Wille, Ernst
geb. 20.04.1894 Groß-Ottersleben,
gest. 27.05.1944 KZ  Neuengamme,
Kaufmann, Funktionär.

Nach Abschluß der mittleren Reife absolvierte W. in Magdeburg eine kaufmännische Lehre, trat 1913 der SPD bei, wurde 1914 eingezogen und kehrte erst 1920 aus französischer Kriegsgefangenschaft zurück. Die Ortsgruppe der SPD Groß- Ottersleben wählte ihn zu ihrem Vorsitzenden. 1924 gehörte er zu den Gründern der Republikschutzorganisation Reichsbanner Schwarz Rot Gold und war 1924–33 der Leiter des Gaus Magdeburg-Anhalt. Er exponierte sich stark im Kampf gegen die heraufziehende nationalsozialistische Gefahr. Beim Auftritt Adolf Hitlers Ende 1932 in Magdeburg soll er ein Attentat geplant haben, das jedoch mißlang. Nach mehrmaligen kurzzeitigen Verhaftungen im Frühjahr 1933 pachtete der nunmehr arbeitslose W. eine Gaststätte im Arbeiterstadtteil Buckau, die zum Treffpunkt und Unterschlupf für viele geächtete und verfolgte Sozialdemokraten wurde. Anfang September 1939 wurde er gemeinsam mit oppositionellen Sozialdemokraten und Kommunisten in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Hier war er nach anfänglichen Mißhandlungen mit dem Einsatz im Baubüro halbwegs geschützt. Bei seiner Entlassung im April 1943 bot ihm die SS die Weiterführung seiner Arbeit als freier Mann an, was er ablehnte. In Magdeburg fand er Arbeit bei den Härtol-Werken. Eine Denunziation wegen des Attentatsversuchs auf Hitler 1932 brachte ihn im Dezember 1943 erneut in Haft. Über das Gestapo-Lager Rothensee wurde er im März 1944 in das Konzentrationslager Neuengamme vermutlich mit der Mordanweisung “Rückkehr unerwünscht” eingewiesen. Bald darauf erhielten die Geschwister, die ihren stets sportlichen Bruder noch gesund in Rothensee gesehen hatten, die Todesnachricht.

Literatur: In unverbrüchlicher Treue zur Sache der Arbeiterklasse, in: Beiträge zur Geschichte der Stadt und des Bezirkes Magdeburg, hg. von einem Autorenkollektiv, H. 12, 1980, 119f.; Materialsammlung der Ernst-Wille-Schule.

Bildquellen: Kurzbiographien Magdeburger Widerstandskämpfer, hg. von einem Autorenkollektiv, o. J., 41; *StadtA Magdeburg.

Beatrix Herlemann