Schmidt (-Küster), Gustav
geb. 25.03.1902 Hohenwarsleben,
gest. 07.03.1988 Hannover,
Buchhändler, Verleger.

Nach der Handelsschule begann S. als Vertriebseleve in der Druckerei der Magdeburger Volksstimme und schloß sich der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) an, die ihn 1925 zum Vorsitzenden des SAJ-Bezirks Mittelelbe wählte. 1922 absolvierte er einen Halbjahreskurs an der Heim-Volkshochschule Tinz bei Gera und kehrte danach als Lehrling an die Buchhandlung der Magdeburger Volksstimme zurück. Ab 1927 modernisierte er als Leiter die angestaubte Parteibuchhandlung und richtete drei Filialen in Stendal, Burg und Aschersleben ein. Er engagierte sich stark im Kampf gegen den Nationalsozialismus. Im Mai 1933 gründete er zwischen zwei kürzeren Verhaftungen die Mittelelbe-Buchhandlung in der Magdeburger Himmelreichstraße, nachdem die Buchhandlung der Volksstimme beschlagnahmt und ihre Mitarbeiter entlassen worden waren. Seine Buchhandlung wurde zum Treffpunkt von Sozialdemokraten und anderen Regimegegnern in der Stadt, S. selbst hatte Überwachungen und Haussuchungen durchzustehen. Nach Kriegsende gründete er den Börde-Verlag und eröffnete seine ausgebombte Buchhandlung in der Olvenstedter Straße neu. Das Geschäft wurde zum ersten Treff- und Sammelpunkt der überlebenden Sozialdemokraten. S. hatte wesentlichen Anteil an der Neugründung der SPD und wurde im Herbst 1945 zum Bezirksvorsitzenden gewählt. Als Gegner der Parteienvereinigung von SPD und KPD fortan stark schikaniert, flüchtete er nach vier Monaten NKWD-Haft 1947 nach Hannover und fügte hier, um seine Spur zu verwischen, seinem Namen den Mädchennamen seiner Mutter “Küster” bei. Seine Wohnung sollte in den nächsten Jahren für viele aus dem Raum Magdeburg geflüchtete Sozialdemokraten zur ersten Anlaufstelle werden. Als Verlagsleiter der Hannoverschen Presse gründete er den Fackelträger-Verlag, den Verlag für Literatur und Zeitgeschehen und belebte den traditionsreichen J. H. W. Dietz- Verlag neu. Während seiner über zwanzigjährigen Tätigkeit erschienen in diesen drei Verlagen 630 vorwiegend der politischen Bildung verpflichtete Titel in einer Auflage von über fünf Millionen. Exemplaren. Zur gesonderten Verbreitung schuf er eine Buchhandelskette, die Volksbuchhandlungen und Bücherbörsen. 23 Jahre lang stand er zudem der Gruppe Sozialistischer Verleger, Buchhändler, Autoren und Bibliothekare vor.

Werke: (Hg.) Bücher von heute sind die Taten von morgen: 1947–1971. Eine Dokumentation über die Arbeit der Gruppe Sozialistischer Verleger, Buchhändler, Autoren und Bibliothekare, 1972.

Nachlaß: AdsD, Bonn.

Literatur: Fackelträger-Verlag S.-K. 1949–1959, 1959; G. S.-K. zum 60. Geburtstag, 1962 (*B).

Beatrix Herlemann