Böhme, Ernst
geb. 23.01.1892 Magdeburg,
gest. 21.07.1968 Braunschweig,
Rechtsanwalt, Kommunalpolitiker.

Als Sohn eines sozialdemokratischen Gastwirts besuchte B. unter großen finanziellen Opfern das Gymnasium und schloß sich bereits als Abiturient 1912 der SPD an. In Göttingen, München, Berlin und Halle studierte er Volkswirtschaft, Rechts- und Staatswissenschaften. Als Kriegsfreiwilliger 1914–18 an der Front eingesetzt, wurde er gegen Kriegsende schwer verwundet. In Neustrelitz 1919/20 als Arbeitersekretär tätig, leitete er dort den Generalstreik gegen den Kapp-Putsch. Nach bestandenem 2. Staatsexamen begann er 1923 in Magdeburg zunächst als Magistratsassistent, stieg zum Dezernenten für Finanzen, Bauwesen, Wohlfahrt, Fürsorge und Jugend auf und führte u. a. beim Arbeitsamt die produktive Erwerbslosenfürsorge ein. In zahlreichen kommunalen und regionalen Verbänden fungierte er als Geschäftsführer, Vorsitzender, Aufsichtsrats- oder Vorstandsmitglied. 1924 gehörte er zu den Gründern des Reichsbanners Schwarz Rot Gold und zu dessen Vorstand. 1929 wählte ihn die Stadt Braunschweig unter 161 Bewerbern zum Oberbürgermeister, dem damals jüngsten Stadtoberhaupt in der Weimarer Republik. 1930–33 gehörte er dem Braunschweigischen Landtag an. Im März 1933 schwer mißhandelt und inhaftiert, verbrachte er nach der Freilassung über ein Jahr im Sanatorium. Als Rechtsanwalt nicht wieder zugelassen, studierte B. in Berlin noch einmal einige Semester Volks- und Betriebswirtschaft, um als vereidigter Buchprüfer zu arbeiten. 1945–48 bekleidete er erneut das Amt des Oberbürgermeisters in Braunschweig. 1946–55 war er Mitglied des niedersächsischen Landtages.

Literatur: Reichshdb 1, 169f. (B); Horst-Rüdiger Jarck/Günter Scheel (Hg.), Braunschweigisches Biographisches Lexikon, 1996, 76 (B); Sammlung Beatrix Herlemann, Hannover (privat).

Bildquelle: *Foto Bundesvorstand Reichsbanner, in: Illustrierte Reichsbanner Zeitung 1, Nov. 1924.

Beatrix Herlemann