Dertinger, Georg
geb. 25.12.1902 Berlin,
gest. 21.01.1968 Leipzig,
Journalist, Politiker.

D., im I. Weltkrieg zum Halbwaisen geworden, war Sohn des Kaufmanns Rudolf D. und seiner Frau Sophie. Nach dem Abitur an der Kadettenanstalt Berlin-Lichterfelde absolvierte er 1922–24 ein Volontariat in der Berliner Redaktion der Magdeburgischen Zeitung, deren politischer Redakteur er anschließend in der Zentrale des Blattes in Magdeburg wurde. Ende 1925 wechselte er in Magdeburg als Chefredakteur zur Bundeszeitung des Stahlhelm. Obwohl er sehr gern in Magdeburg lebte und die Geschichte der Stadt ausnehmend gut kannte, ging er zwei Jahre später nach Berlin und trat als Parlamentskorrespondent für verschiedene Zeitungen in eine journalistische Bürogemeinschaft ein. Auch während der Zeit des Nationalsozialismus blieb D. als Journalist tätig, u. a. als Leiter eines Informationsdienstes für die Auslandspresse. D., der niemals einer politischen Partei angehörte, jedoch deutschnational gesonnen war und in der Weimarer Zeit zum Kreis um Franz von Papen gehörte, war 1945 in Berlin neben Jakob Kaiser, Andreas Hermes, Ernst Lemmer u. a. Mitbegründer der CDU und von 1946 bis 1949 deren Generalsekretär in der Sowjetischen Besatzungszone. Nach Gründung der DDR war D. bis 1953 Volkskammerabgeordneter und erster DDR-Außenminister. Um die endgültige Spaltung Deutschlands zu verhindern, hielt er in den Jahren seiner politischen Tätigkeit Kontakt mit der West-CDU. Dies lieferte den DDR-Behörden 1953 den Vorwand, D. wegen Spionage zu 15 Jahren Zuchthaus zu verurteilen und seine gesamte Familie in Sippenhaft zu nehmen. 1964 erfolgte seine Begnadigung. Seine letzten vier Lebensjahre verbrachte D. in Leipzig.

Literatur: Wer war wer DDR, 147; Rudi Beckert, Die erste und die letzte Instanz. Schau- und Geheimprozesse  vor dem Obersten Gericht der DDR, 1995.

Archivalien: Zeitungsarchiv Dortmund; Unterlagen Famile D., Bonn (privat).

Bildquelle: *ebd.

Antje Dertinger

geändert: 09.06.2004