Fabian, Andreas August
geb. 02.10.1862 Alt-Salze,
gest. 12.06.1929 Magdeburg,
Schuhmacher, Sozialdemokrat.

F. gehörte neben Wilhelm Meyer, Otto Illhardt, Karl Schoch, Max Sendig und Adolph Schultze zu jenen Persönlichkeiten, die für die Entwicklung der Sozialdemokratie in ihren Fachvereinen im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts im Magdeburger Raum besondere Bedeutung erlangten. Er wirkte aktiv in der Fachvereinsbewegung und war 1888 erster Vorsitzender der von Verbot bedrohten Magdeburger Filiale des Vereins deutscher Schuhmacher. Nach dem Sieg über das Sozialistengesetz wandte er sich verstärkt der Parteiarbeit zu. F. war 1896 Parteitagsdelegierter und wurde 1897 Geschäftsführer der Volksstimme. 1906 und 1907 war er Vorstandsmitglied und 1908–13 Vorsitzender der Sozialdemokratischen Bezirksorganisation des Regierungsbezirks Magdeburg. Als Kassierer des Magdeburger Vereins deutscher Schuhmacher war Wilhelm Meyer gewählt worden. Er nahm 1888 am Schuhmacherkongreß in Weimar teil und kandidierte im gleichen Jahr für Magdeburg-Altstadt zu den Stadtverordnetenwahlen. 1890 wurde er Geschäftsführer der Volksstimme. Als einer der bekanntesten Magdeburger Vertrauensleute der 1890er Jahre war er 1894, 1895 und 1897 Delegierter der sozial- demokratischen Parteitage. Während unter den Tischlern Otto Illhard wirkte und 1887 aktiv an ihrem Streik beteiligt war, machte sich der Maurer Karl Schoch um die Organisation der Bauarbeiter verdient. Trotz gerichtlicher Bestrafungen 1886 und 1887 wegen seiner sozialdemokratischen Betätigung setzte er sich als Mitglied der Magdeburger Lohnkommission der Maurer und Zimmerer aktiv für deren Interessen ein und war 1888 an der Gründung des Olvenstedter Bauarbeitervereins beteiligt. 1890, 1893 und 1898 war er sozialdemokratischer Reichstagskandidat im Wahlkreis Salzwedel/Gardelegen. Auch auf Grund des Sozialistengesetzes aus Berlin Ausgewiesene beteiligten sich rege an gewerkschaftlicher Arbeit. So wirkte der Maschinenbauer Max Sendig bis zu seiner Auswanderung nach New York 1885 u. a. als Referent und Schriftführer im Fachverein für sämtliche Berufsgruppen von Groß-Ottersleben und Umgebung. Eine herausragende Rolle spielte der Zimmermann Adolph Schultze. Als Vertrauensmann und Leitungsmitglied der illegalen sozialdemokratischen Organisation erhielt er 1887 eine mehrmonatige Gefängnisstrafe. Seine Arbeit als Mitglied der Lohnkommission der Bauhandwerker, als Organisator und Redner in Fachvereins- und Volksversammlungen, als Streikleiter der Bauarbeiter und Mitglied des sozialdemokratischen Wahlkomitees zu den Magdeburger Stadtverordnetenwahlen 1888 wurde von der Polizei argwöhnisch beobachtet und durch häufige Versammlungsverbote behindert. Zu den Reichstagswahlen 1890 kandidierte er in den Wahlkreisen Osterburg/Stendal und Neuhaldensleben/Wolmirstedt. Er war Delegierter zu den Parteitagen 1890 in Halle und 1891 in Erfurt, auf dem er als Mitglied der Bewegung der “Jungen” aus der SPD ausschied.

Literatur: Quellensammlung zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Bezirk Magdeburg, Tl. 1, 1969; Helmut Asmus, Geschichte der Stadt Magdeburg, 1975, 144 u. ö.; Quellensammlung Sozialistengesetz, 1990; Ingrun Drechsler, Die Magdeburger Sozialdemokratie vor dem I. Weltkrieg, 1995, 71 u. ö.

Manfred Weien