Struß, Wilhelm Heinrich
geb. 11.05.1878 Westerstede/Großherzogtum Oldenburg,
gest. 29.03.1933 Genthin (Suizid),
Kommunalpolitiker.

Der Sohn eines Bäckermeisters absolvierte die höhere Bürgerschule seines Geburtsortes bis zum vierzehnten Lebensjahr. 1893 begann er die Ausbildung zum Gerichtsschreiber in Oldenburg, die er 1895 abschloß. Danach folgte der Einsatz als Schreiber und Protokollant am Amtsgericht Oldenburg. Nach Ableistung des Wehrdienstes war er als Stadtsekretär und Standesbeamter in Varel tätig. 1909 wurde ihm die Zivilstaatsdienerschaft, die Verbeamtung, verliehen. S. war Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei. Am 28.11.1912 übernahm S. das Amt des Bürgermeisters in der Stadt Jerichow. Er nahm am I. Weltkrieg teil, wurde 1916 zum Unteroffizier befördert. Am 11.01.1919 führte Landrat Kersten von Schenck S. in das Amt des Bürgermeisters von Genthin ein. Seine Kommunalpolitik war geprägt von der Überwindung des ackerbürgerlichen Charakters der Stadt zum kleinstädtischen Charakter mit entsprechender Industrie. Große Aufmerksamkeit widmete er deshalb der Verbesserung der Infrastruktur und den sozialen Einrichtungen, einschließlich der Gründung einer Volkshochschule, um das Bildungsniveau der Bevölkerung zu verbessern. Seiner Initiative ist es zu verdanken, daß die Henkel & Cie. G.m.b.H. Düsseldorf 1923–26 in Genthin ihr Tochterunternehmen errichtete. 1933 wurde S. vom Regierungspräsidenten seines Amtes enthoben, da es in der Kämmerei zu Unregelmäßigkeiten gekommen war, die auf seine mangelnde Aufsicht zurückzuführen waren. S. wartete das Ergebnis der Untersuchung nicht ab und wählte den Freitod.

Literatur: John Kreutzmann, Stadt Genthin – Ein nichtalltägliches Geschichtsbuch, 1995, 89–93.

Bildquelle: *StadtA Genthin.

John Kreutzmann